Nimm' eins, gib' eins

Die Anschaffung eines E-Book-Readers vor zwei Jahren war eine der besten Entscheidungen. Sonst wüsste ich nicht, wohin mit den 186 Büchern, die sich mittlerweile auf meinem Kindle angesammelt haben.
Mangels Platz in der Wohnung hätte ich vielleicht eine „Little Free Library“ vor der Haustür aufgebaut. Es gibt sie tatsächlich: Minibibliotheken, die wie ein Vogelhäuschen an einen Baum gehängt oder am Straßenrand aufgestellt werden. Statt Vögel lockt es Lesehungrige mit Büchern, von denen man sich – wenn auch schweren Herzens – getrennt und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hat. Jeder, der vorbeikommt, darf kostenlos ein Buch mitnehmen und stellt dafür ein anderes Buch hinein.
Die Idee stammt aus den USA. Todd Bol aus Hudson in Wisconsin bastelte 2009 ein kleines Modell in Form eines Schulhauses, füllte es mit Büchern und stellte es in seinen Garten. Er widmete den öffentlichen Bücherschrank seiner Mutter, einer ehemaligen Lehrerin, die leidenschaftlich gern las. Das Konzept fand Nachahmer und so entstand einige Zeit später die Plattform littlefreelibrary.org. Inzwischen gibt es mehr als 15.000 Little Free Libraries in 62 Ländern, auch in Deutschland. In München befinden sich öffentliche Bücherschränke zum Beispiel am Nordbad, in Schwabing oder in Haar.
Ich habe schon Anleitungen gesehen, wie man sich so ein wasserdichtes Schränkchen basteln kann. Spannend wäre zu beobachten, welche Bücher entnommen und welche hineingelegt werden. Eine nette Art, mit Passanten und Nachbarn ins Gespräch zu kommen und Empfehlungen auszutauschen.