YukBook.me

Stories & Design

Skandal in Hongkong

2015-05-07
Dortmund
Skandal in Hongkong

Letztes Wochenende begab ich mich auf eine Zeitreise durch 300 Jahre wechselvolle chinesische Geschichte, von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart einer Wirtschaftsmacht. In Dortmund wurde die Ballettinszenierung "Der Traum der roten Kammer" von Xin Peng Wang gezeigt und mit begeistertem Applaus honoriert.
Nicht so im Oktober 2013, als das Stück in Hongkong Premiere hatte. Funktionäre stürmten die Bühne und empörte Politiker forderten eine Zensur, als sie mit ansehen mussten, wie Bücher in Ölfässern verbrannt, Gemälde zerfetzt und eine Buddha-Statue zerstört werden. Die Zensur wiederum löste einen Aufschrei der Presse aus.

Erzählt wird die Geschichte des jungen verträumten Pao-Yü, seiner unglücklichen Liebe und dem Aufstieg und Fall des mächtigen Hauses Kia. Nach Pao-Yüs vergeblichem Kampf gegen die Konventionen einer intoleranten Gesellschaft kehrt er allem Weltlichen den Rücken und wendet sich Buddha zu. Der 4.000 Seiten umfassende Roman "Der Traum der roten Kammer" gilt als einer der bedeutendsten Nationalromane Chinas. International dagegen ist das Team, das hinter der Realisierung des Balletts steht: Die Musik stammt von einem weltbekannten englischen Komponisten, das Bühnenbild von einem Deutschen, die Kostüme von einem Chinesen, das Lichtdesign von einem Hongkonger Künstler und das Drehbuch von einem Wiener Autor. Die farbenprächtigen Kostüme, die Darbietung der exzellenten Tänzer und die dramatische Choreographie im dritten Akt waren wirklich sehenswert. Auch wenn Ballettdirektor Xin Peng Wang von der Reaktion Hongkongs tief enttäuscht war, so hat ihm die Zensur und der Skandal doch ein gewaltiges Publikumsinteresse beschert.

 
Entdecken