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"Vom Träumen ist noch niemand satt geworden"

2015-05-12
Wiesbaden
"Vom Träumen ist noch niemand satt geworden"

So lautet das Lebensmotto des Unternehmers Friedrich Gehringer, zentrale Figur des Romans „Als Träume fliegen lernten“ von Heike Fröhling, und prägt damit das Leben seiner Familie über mehrere Generationen. Auch Enkelin Luisa ordnet sich gehorsam unter und übernimmt das finanziell angeschlagene Möbelhaus Gehringer von ihrer Mutter.

Die einzige Frau, die sich bis zum Schluss diesem Leitspruch widersetzt hat, ist die verstorbene Großmutter Enriqua. Dies jedoch erfahren Luisa und ihre Tochter erst, als während Renovierungsarbeiten Briefe und Tagebücher der Großmutter entdeckt werden. Darin schildert die einstige spanische Balletttänzerin ihre erschütternde Ehe mit Friedrich in den 1930er Jahren.

Zuvor hatte Enriqua die Welt bereist und mit den Ballettgrößen der Welt getanzt. Tanzen ist ihre Berufung und Leidenschaft – dafür würde sie alles tun. Die aus finanzieller Not geschlossene Vernunftehe mit Friedrich droht jedoch, ihren Lebenstraum zunichte zu machen. Ihr Ehemann ist kalt und grausam, hat die Verfügungsgewalt über das Geld, das Haus und das Personal. Als Enriqua heimlich eine Anstellung als Kindermädchen findet und Tanzunterricht gibt, schöpft sie Hoffnung, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer.

Der Leser bekommt abwechselnd Einblick in Enriquas tragisches Leben und Luisas mühevollen Alltag in der Gegenwart. Die Betreuung ihrer demenzkranken Mutter, die Erziehung ihrer Tochter Melina, die das Studium abgebrochen hat und die Rettung des Familienbetriebs lasten schwer auf ihren Schultern. Was kann sie aus Enriquas Tagebüchern und der Enthüllung eines schockierenden Familiengeheimnisses lernen?

Die Autorin und erfolgreiche Selfpublisherin Heike Fröhling arbeitet die Schicksale der vier Frauen und deren Gefühle sehr gut aus. Man fragt sich, welche Aspekte sich in ihren Geschichten wiederholen werden. Dass Enriqua trotz der körperlichen und psychischen Grausamkeiten, die sie erleiden muss, bei ihrem Ehemann bleibt, ist in der heutigen Zeit undenkbar. Verpflichtungen gegenüber der Familie dagegen können leider auch heute noch einen Menschen daran hindern, seine Träume zu verwirklichen.

 
Selbstfindung