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Das Mädchen im roten Mantel

2015-09-16
Norfolk
Das Mädchen im roten Mantel

Eltern leben in ständiger Angst, dass ihren Kindern etwas zustoßen oder dass sie sie gar verlieren könnten. Genau dies widerfährt Beth, Hauptfigur des Romans „The girl in the red coat“ („Das Mädchen, das rückwärts ging“) von Kate Hamer. Es ist fast eine ‚self fulfilling prophecy’, denn Beth ist eine überbesorgte Mutter und hält die Zügel zu ihrer acht Jahre alten Tochter Carmel manchmal übertrieben eng. Carmel, der dies ganz und gar nicht gefällt, versucht immer wieder, sich aus ihrer Kontrolle zu lösen – bis zu dem Tag, als sie auf einem Geschichtenfestival im Nebel spurlos verschwindet. 

Die Autorin schildert das Geschehen im englischen Norfolk abwechselnd aus der Sicht von Beth und von Carmel. Bemerkenswert ist, wie gut ihr dieser Wechsel gelingt. Die rätselhaften Gedanken und trotzigen Reaktionen der Tochter vermittelt sie genauso überzeugend wie die Verzweiflung, Trauer und Schuldgefühle der Mutter. 

Mir gefiel auch, dass es sich um keine typische Entführungsgeschichte handelt. Carmel lernt eine dunkle mystische Welt kennen, während Beth zwischen Hoffnung und Panik schwankt und kläglich versucht, etwas wie Normalität in ihr Leben zu bringen. Die Intensität und Präzision, mit der Kate Hamer die Emotionen der Figuren darstellt, macht ihren Debütroman trotz einiger Längen im zweiten Teil absolut lesenswert. 

 
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