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Spätes Coming-out

2015-07-11
Los Angeles
Spätes Coming-out

Dieses Wochenende wird's wieder bunt in München. Unter dem Motto "Familie ist, was wir draus machen", zieht ab 12 Uhr die CSD-Politparade durch die Innenstadt. Anschließend gibt's ein großes Open-Air-Straßenfest rund um den Marienplatz.

Da muss ich gleich an eine amerikanische Serie denken, die ich neulich auf Netflix gesehen habe. "Grace und  Frankie", ist leider gar nicht zum Feiern zumute. Ihre Ehemänner haben sich nicht etwa eine jüngere Geliebte zugelegt, sondern sind ineinander verliebt und wollen heiraten. Zwanzig Jahre haben Robert und Sol, die gemeinsam eine Anwaltskanzlei führen, ihre Beziehung geheim gehalten. 

Die entsetzten Ehefrauen, beide über 70, ziehen gezwungenermaßen in das gemeinsame Strandhaus. Die einstigen Rivalinnen teilen nun das gleiche Schicksal und raufen sich zusammen, um mit der neuen Situation klarzukommen. Ihr völlig unterschiedlicher Lebensstil macht das Zusammenleben nicht einfach und sorgt für viel Komik. Wenn ich die beiden Figuren so vergleiche – Grace, die ihrer Tochter ein erfolgreiches Kosmetikunternehmen vererbt, sich privat jedoch nur über ihre Ehe definiert hat, und die leicht esoterisch angehauchte Frankie, die gern philosophiert und sich in ihrem Malatelier austobt – bietet Letztere für mich mehr Identifikationspozenzial. Am besten gefällt mir Frankies trockener Humor. 

Man sieht den Schauspielerinnen Jane Fonda und Lily Tomlin an, wie viel Spaß sie in dieser Serie haben. Da soll noch einer behaupten, ältere Darstellerinnen würden keine interessanten Rollen mehr bekommen. Und dass Martin Sheen, den ich zuletzt in der Rolle des amerikanischen Präsidenten in der Serie "West Wing" gesehen habe, einen schwulen Ehemann mimen würde, hätte ich nicht erwartet.

 

 
Selbstfindung, Familie