Schreiben als Meditation

Kurz nach dem Buch "Travel Writing 2.0" las ich das schon etwas ältere Buch "Writing down the bones" von Nathalie Goldberg. Sie bringt die Schreibpraxis jedoch nicht mit Reisen, sondern mit Meditation in Verbindung. In ihren Schreibbüchern und -workshops verknüpft sie Methoden des Kreativen Schreibens mit den Lehren des Zen-Buddhismus und beschreibt, welchen Einfluss die Zen-Meditation auf ihr Schreiben hatte. Aus ihren Erfahrungen hat sie einige Grundregeln abgeleitet, die sie den Lesern mitgibt: zum Beispiel beim Schreiben den Editor auszuschalten und sich zu erlauben, auch Mist zu schreiben und in Absurditäten einzutauchen; in einer festgesetzten Zeit alles niederzuschreiben, was einen in den Sinn kommt, und später gnadenlos zu streichen; das, was noch übrig bleibt, so lange feinzuschleifen, bis ein richtig guter Text entsteht. Sie selbst hat sich auferlegt, jeden Monat ein Notizbuch vollzuschreiben.
Mich erinnerte das Buch an "Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron und "The Creative Habit" von Twyla Tharpe. Hier geht es nicht um das Handwerkzeug eines Schriftstellers und Tipps, wie man eine Handlung aufbaut oder Dialoge schreibt, sondern darum, das, was in in einem schlummert, wachzukitzeln und zum Ausdruck zu bringen. Wer sich von klischeehaften Ausdrücken lösen und Ungewöhnliches wagen will, wird in diesem Büchlein sicher viele inspirierende Anregungen und ausgefallene Schreibübungen finden. Nathalie Goldberg beschäftigt sich auch mit verschiedenen Locations zum Schreiben und hat unter anderem das Buch "Schreiben in Cafés" verfasst. Die Stadt, in der sie am liebsten schreibt, ist Taos in Mexiko.