Verhängnisvolle Begegnung

Meine Eltern waren ziemliche Filmfreaks und das hat sicher auf mich abgefärbt. Während bei meinen Freunden der Fernsehkonsum deutlich eingeschränkt war, zeigten sich meine Eltern in der Hinsicht sehr großzügig. Schon als Kind ließen sie mich einen Hollywood-Klassiker nach dem anderen mit ihnen ansehen, vielleicht in der Annahme, dass der eine oder andere Film durchaus pädagogisch wertvoll sein könnte.
Wenn ich meine Mutter besuche, kramen wir auch heute noch hin und wieder ein paar alte Schinken aus und bewundern die großen Leinwandstars wie Gregory Peck, James Stewart und Ingrid Bergmann. Zuletzt haben wir in der Tragödie „Waterloo Bridge“ von Mervyn LeRoy mit Robert Taylor und Vivien Leigh mitgelitten. Er handelt von dem britischen Offizier Roy Cronin und der Balletttänzerin Myra Lester. Sie begegnen sich bei einem Bombenangriff während des Ersten Weltkrieges und verlieben sich ineinander. Als Roy unerwartet abgezogen wird und Myra seinetwegen eine Vorstellung verpasst und ihren Job verliert, beginnt ihr sozialer Abstieg.
Obwohl nicht alle Details der Geschichte glaubwürdig erscheinen, finde ich die Mischung der großen Themen des Lebens gelungen. Es geht um die große Liebe, eine Begegnung, die das Leben komplett umkrempeln kann, Klassenunterschiede und die Wahl zwischen einem sicheren Job und der Mut zur Selbstständigkeit. Ein Film, der auch heute noch starke Emotionen hervorruft und mit seinen düsteren Bildern von London lange nachwirkt.