Bier und Limonade

„Wie keiner sonst“ – so lautet der Titel des Romans von Thomas Bengtsson und trifft auf so vieles in dieser Geschichte zu.
Damit könnte der Vater gemeint sein, der seinen siebenjährigen Sohn allein erzieht, ihm den Schulstoff selbst beibringt und ständig seine Zelte abbricht, um in und um Kopenhagen neu anzufangen. Mit Gelegenheitsjobs wie Möbelrestaurator, Türsteher oder Lichttechniker schlägt er sich durchs Leben. Sein Sohn versteht zwar das Nomadenleben nicht, verehrt seinen Vater jedoch bedingungslos und will so sein wie er.
Im zweiten Teil verschwindet der Vater plötzlich von der Bildfläche und bringt die Geschichte ein wenig aus dem Gleichgewicht – so sehr hat man sich an die traute Zweisamkeit zwischen Vater und Sohn gewöhnt. Auch der Sohn, der nun bei seiner Mutter lebt, entwickelt sich immer mehr zum Außenseiter, raucht Joints und verschreckt Lehrer und Schüler mit seinen verstörenden Zeichnungen.
Es ist faszinierend, wie unsentimental und doch treffsicher Bengtsson die Gefühle des Jungen wiedergibt. Sehr deutlich wird dies in einer Szene, in der er heimlich die Wohnung der Vermieterin inspiziert und zwischen dem Reiz, etwas Verbotenes zu tun, und der Angst, ertappt zu werden, hin- und hergerissen ist.
So wie die Romanfiguren muss man auch als Leser darauf gefasst sein, bei der Lektüre aus der Bahn geworfen zu werden. Haben sich Vater und Sohn in einer fast idyllischen Atmosphäre gerade noch ein Bier und eine Limonade bestellt, wird man kurze Zeit später mit einer Gewaltszene überrascht. Es ist wahrlich ein Roman ‚wie keiner sonst’, der von einer tragischen Vergangenheit, emotionaler Zerrüttung und Menschlichkeit handelt.