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In den Klauen der bulgarischen Mafia

2016-02-18
Sofia
In den Klauen der bulgarischen Mafia

Spannende Krimis ohne blutrünstige Szenen sind immer schwerer zu finden. Auch die kürzlich entdeckte Serie „Undercover“ kommt nicht ohne Gewalt und Brutalität aus, doch sie beschränkt sich auf wenige (dafür allerdings umso heftigere) Szenen und sorgt mit viel subtileren Mitteln für Nervenkitzel. Es handelt sich weder um eine amerikanische noch eine skandinavische, sondern – man staune – eine bulgarische Produktion. Sie wurde ursprünglich für den kleinen staatlichen bulgarischen Sender BNT geschrieben und realisiert und ist mittlerweile in rund 120 Ländern zu sehen.

‚Undercover’ arbeitet Martin, der in einem Heim für schwererziehbare Kinder aufwuchs und Boxer wurde. Von seinem Mentor und Polizeikommissar Popov wird er als Agent in die bulgarische Mafia eingeschleust, um Beweismaterial gegen den mächtigen Drahtzieher Djaro zu sammeln. Dass es hierbei auch um eine persönliche Abrechnung geht, macht das Feuerzeug deutlich, mit dem Popov ständig rumhantiert. 

Durch seine Intelligenz und Waghalsigkeit gelingt es Martin, alle Bewährungsproben zu bestehen und die Anerkennung Djaros zu gewinnen. Eine falsche Mimik oder Gestik kann für Martin fatal enden und ihn auffliegen lassen. Während ich in anderen Serien vergeblich darauf warte, dass die Handlung in Schwung kommt, erlebe ich ‚Undercover’ in einem Zustand permanenter und fast unerträglicher Anspannung, als wäre ich selbst der Willkür des menschenverachtenden Mafiabosses ausgeliefert. Wie kann man jemandem wie ihm das Handwerk legen? Was erschwerend hinzukommt: Martin ist nicht der einzige, der Undercover arbeitet. Seine ohnehin riskante Mission wird durch einen Maulwurf auf der Gegenseite sabotiert. 

Die rasante Machart, die auf überflüssige Nebenhandlungen und ausschweifende Dialoge verzichtet, die komplexe Figurenzeichnung und Sofia als hipper und moderner Schauplatz machen die Serie zu einem besonderen Leckerbissen.