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Literarischer Ausflug ins Tierreich

2016-03-22
Damaskus
Literarischer Ausflug ins Tierreich

Als Kind kam ich viel öfter mit Tieren in Kontakt als jetzt, sei es beim Zoobesuch, in Märchenbüchern, Kinofilmen wie ‚Bambi’ oder Fernsehserien wie ‚Flipper’. Mit zunehmendem Alter verschwand die Tierwelt leider immer mehr aus meinem Blickfeld. Umso schöner ist es, wenn einem eine Kurzgeschichtensammlung wie „Tiere" in die Hände fällt, die Anfang dieses Monats erschienen ist. Es ist der zweite Band der Sechs-Sterne-Reihe von ars vivendi, bei der sechs bekannte Autoren und Autorinnen beteiligt sind. Diesmal inspirierte Rafik Schami die Kollegenrunde zu Geschichten, die unser Verhältnis zu Tieren beleuchten.

Eine Erzählung handelt beispielsweise von einer Frau, die seit ihrer Kindheit immer wieder in den Körper verschiedenster Vogelarten schlüpft. Die "Metamorphosen" vollziehen sich ganz unscheinbar und werden so einfühlsam und poetisch beschrieben, dass man die Protagonistin als Adler, Uhu, Kolibri oder Eisvogel mit menschlichen Gefühlen regelrecht vor Augen hat. Sehr berührt hat mich auch die Geschichte von einem Geiger, der durch sein einzigartiges Spiel einen Wolf zum Weinen bringt und durch einen sehr klugen Einfall dem Tod entkommt.

Es geht um typische Begierden der Menschen, zum Beispiel den Wunsch nach dem ewigen Leben, nach Reichtum, nach menschlicher – oder tierischer – Nähe und Treue. Wer hat schon das Glück, seinem ‚zweiten Ich’ in einem Tierpark zu begegnen wie die Hauptfigur in der Erzählung von Monika Helfer. Und wer hat nicht schon einmal den Wunsch verspürt, die Gedanken seines Haustiers zu lesen oder sich gar mit ihm zu unterhalten wie in der Geschichte „Die Augensprache der Hunde“, die in Damaskus, der Heimat von Rafik Schaki, spielt.

Die feinsinnigen und fantasievollen Erzählungen bereiten viel Freude beim Lesen und regen zugleich an, über unseren Umgang mit Tieren nachzudenken. Ich kann Rafik Schami nur zustimmen, wenn er im Nachwort deutlich macht, dass man weder über die Tiere herrschen noch sie vermenschlichen darf, sondern sie schlicht mit Respekt und Sensibilität behandeln sollte. 

 
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