Monolog eines Songschreibers

Die Zutaten des neuen Romans von Nicholson Baker „Travelling Sprinkler“ ("Das Regenmobil") machten mich neugierig: Scharfe Alltagsbeobachtungen und tagebuchartige Reflexionen über die großen Themen des Lebens wie Liebe, Glauben und die Kunst lese ich normalerweise gern. Doch die Geschichte entsprach leider nicht ganz meinen Erwartungen. Dabei fängt sie so vielversprechend an: Der Protagonist Paul Chowder lebt in Portsmouth, New Hampshire, und darf sich zum 55. Geburtstag etwas von seiner Ex Roz wünschen, die er gern zurückerobern würde. Er denkt an eine Gitarre, doch das erscheint ihm zu bedeutungsschwanger – stattdessen wünscht er sich ihr legendäres Eiersalatsandwich.
Paul will künftig keine Gedichte, sondern Liebes- und Protestsongs schreiben und beschäftigt sich intensiv damit, wie man Töne erzeugt. Die Scheune seines Hauses baut er in ein Musikstudio um und füllt sie mit immer mehr technischen Gerätschaften wie Kompositionssoftware, High-Tech-Mikrofon und Mischpult. Alles, was er im Alltag hört oder erlebt, will er in tanzbare Musik verwandeln. Er pendelt zwischen Scheune, Küche und Fitness-Studio und verliert sich dabei in Gedanken über Filme, Komponisten, die amerikanische Politik und den technischen Fortschritt. Ein Symbol dafür ist sein Regenmobil, ein selbstfahrender Rasensprenger, der in seinem Garten steht.
Musikfans werden sicher ihr Vergnügen an Pauls künstlerischen Experimenten haben, doch ich hätte mir etwas mehr Dynamik in der Handlung gewünscht. Zumindest hat das Buch bei mir die Lust geweckt, Debussys „Sunken Cathedral“, von dem der Erzähler immer wieder schwärmt, sowie ein paar alte Klassiker von Suzanne Vega und Tracy Chapman zu hören.