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Ein Hut geht auf Reisen

2016-04-01
Paris
Ein Hut geht auf Reisen

Manchmal bedarf es nur einer Kleinigkeit, um seinem Leben eine entscheidende Wendung zu geben. Zum Beispiel einen fremden Hut. Genau das erleben vier Charaktere in dem zauberhaften Roman „Le chapeau de Mitterand“ („Der Hut des Präsidenten“) von Antoine Laurain, der in den 80ern spielt. 

Hätte der französische Staatspräsident François Mitterand eines Abends in einer Brasserie nicht seinen schwarzen Filzhut vergessen, wäre die Geschichte sicher ganz anders verlaufen. Und genau um die beliebte Frage „Was wäre wenn?“ geht es Antoine Laurain in seiner episodenhaften Erzählung. Eine tolle Idee, den Hut quer durch Paris von einem Besitzer zum nächsten wandern zu lassen und unerwartete Geschehnisse in Gang zu setzen. 

Allein der Augenblick, in dem die jeweilige Figur Besitz von dem fremden Hut ergreift, ist spannend. Oft ist es ein Impuls von wenigen Sekunden, der weitreichende Folgen haben wird. Sobald der neue Besitzer den Hut aufsetzt, geschieht etwas Merkwürdiges mit ihm. Er fühlt sich beflügelt, einen mutigen Schritt zu wagen, aus sich hinauszuwachsen und sein Leben zu verändern. Der Autor spinnt die Geschichte wendungsreich weiter und lässt die Besitzer sogar miteinander in Kontakt treten.

Der Roman versprüht einen typisch französischen Charme. Die Bedeutung des Zufalls und die Leichtigkeit, mit der Antoine Laurain die ‚Reise’ des Hutes beschreibt, erinnern an die Liebesreigen, die einem aus französischen Komödien bekannt sind. Themen wie Liebe, Untreue, die Kreation eines Parfums oder der Verzehr einer Meeresfrüchte-Platte tragen dazu bei, dass man während der Lektüre Frankreich und das Savoir-vivre mit allen Sinnen spüren kann. Ganz nebenbei erfährt man interessante Hintergründe über die französische Politik, Kunst und Gesellschaft der damaligen Zeit. 

 
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