Licht am Ende des Tunnels

Normalerweise würde ich zu keinem Buch greifen, in dem ein Schriftsteller seinen Kampf gegen die Depression beschreibt. Bei Matt Haig machte ich eine Ausnahme. Sein Roman „The Humans“ zählt zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe. Daher ließ ich mich auf seinen aktuellen Roman „Reasons to stay alive“ („Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“) ein und damit auf seine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit, die so viele Menschen quält. Betroffene können vermutlich die Schilderungen des Autors sehr gut nachvollziehen. Alle anderen bekommen eine vage Vorstellung von dem Leiden, spätestens dann, wenn eindrücklich beschrieben wird, wie gewaltig der Unterschied zwischen einer Depression und einem niedergeschlagenen Gemütszustand ist.
Matt Haig ging mit 24 Jahren buchstäblich durch die Hölle und wollte sich nicht einmal glücklich fühlen, sondern nur, dass der Schmerz weggeht. Am liebsten hätte er einfach den Bereich aus dem Gehirn entfernt, der den Schmerz verursacht. Er analysiert das Leiden aus vielen Blickwinkeln. Wie erkennt man, dass man unter einer Depression leidet? Wie bekämpft man die typischen Symptome wie Leere, Antriebslosigkeit, Zweifel und Angstzustände? Wie fühlt sich die erste Panikattacke an? Und wie unterscheidet sich die tausendste Panikattacke von der ersten? Angehörigen gibt er viele praktische Tipps, wie man Verständnis für die Krankheit entwickeln und besser mit ihr umgehen kann.
Für einen Außenstehenden ist es schwer zu begreifen, dass die Depression Menschen völlig ohne Grund treffen kann. Auch Menschen, die von ihren Eltern, Geschwistern und Freunden geliebt werden wie der Schriftsteller selbst. Die Liebe seiner Freundin war es schließlich, die Matt Haig rettete und ihm dabei half, ziemlich gute Gründe zu finden, am Leben zu bleiben. Diese hat er zum Schluss des Buchs aufgelistet und macht sicher jedem Mut, Licht am Ende des Tunnels zu sehen.