Lehrling überholt Meister

Manche TV-Serien brauchen eine Weile, bis die Handlung in Fahrt kommt. Bei der japanischen Produktion „Concerto“ wäre ich beinahe nach zwei Folgen ausgestiegen, bin aber zum Glück drangeblieben. Was als eine simple Dreiecksgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einem hochspannenden Duell zwischen zwei Architekten.
Im Mittelpunkt steht der junge Mann Kakeru, der davon träumt, eine imposante Kirche in Kamakura zu erbauen. Seit vier Jahren arbeitet er an seinen Entwürfen, sandelt vor sich hin und kann seiner unzufriedenen Freundin Hana keine Zukunftsperspektiven bieten. Sein großes Vorbild ist der berühmte Architekt Kosuke Ebisawa, deren Bauwerke er regelmäßig aufsucht, um sich inspirieren zu lassen.
Die Überraschung ist groß, als just dieser erfolgreiche Künstler durch einen Zufall auf der Bildfläche erscheint und ihr Leben komplett umkrempelt. Kakeru bietet er eine Stelle in seinem Architekturbüro in Tokio an – so weit so gut –, doch die Freundin spannt er ihm aus. Es beginnt eine höchst ungewöhnliche Dreiecksbeziehung, die man kaum in Worte fassen kann, da ihre Entwicklung und Dynamik mindestens so nuancenreich sind wie die Höflichkeitsformeln im Japanischen. Der Lehrling lernt zunächst vom Meister, doch bald fühlt er sich von ihm ausgenutzt, will seine eigenen Träume verwirklichen, statt sein Talent für die Selbstverwirklichung seines Chefs zu opfern. Sie werden zu Rivalen und haben doch den höchsten Respekt voreinander. Hanas Traum ist nur scheinbar in Erfüllung gegangen – sie lebt mit Kosuke in einer Luxuswohnung, hat keine materiellen Sorgen mehr und ist dennoch unglücklich.
Mit jeder Folge kommt eine unerwartete Wendung und eine neue Thematik ins Spiel: der Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung, Prinzipientreue, Klüngeleien von mächtigen Unternehmen und der Zwang zum Konformismus. Gemeinsam mit den drei Charakteren erleben wir extreme Höhen und Tiefen ihres Lebens sowie die Bedeutung von wahrer Freundschaft und Liebe.