Manischer Beobachter

Heute tauchen wir in die abstruse Fantasiewelt von Abschaffel ein – einem 30-Jährigen Büroangestellten, der ein tristes Dasein in Frankfurt fristet und ziellos in der Stadt herumläuft. Er versucht die Leere dadurch auszufüllen, dass er banalsten Dingen eine besondere Bedeutung beimisst.
Welch monströse Ausmaße Abschaffels Gedanken über simple Gegenstände oder Situationen annimmt, ließ mich nur den Kopf schütteln. Das Verschwinden eines Briefkastens versetzt ihn beispielsweise in einen Schockzustand.
In der Roman-Trilogie „Abschaffel“ erlebt man Wilhelm Genanzino wieder einmal in Höchstform. Ich kenne keinen Autor, der seine Beobachtungen derart minuziös und ausschweifend beschreibt. Das hatte mich schon in seinem Roman „Die Liebesblödigkeit“ fasziniert. Diesmal treibt er es jedoch auf die Spitze.
Stellenweise ermüden die wiederholenden Beschreibungen seines verrückten Seelenlebens – im ganzen hat mich die Geschichte aber nicht losgelassen, zumal Abschaffel im Laufe der Trilogie eine kleine, aber bemerkenswerte Wandlung durchmacht.