Hommage an Rückert

Anlässlich des 150. Todestages von Friedrich Rückert finden dieses Jahr in Schweinfurt und Coburg zahlreiche Ausstellungen statt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher nur sehr wenig über den Dichter und Übersetzer wusste, geschweige denn etwas von ihm gelesen habe. Nun konnte ich meine Wissenslücken füllen – dank Johannes Wilkers und seinem Frankenkrimi „Der Fall Rückert“, der im März erschienen ist.
Ein Kriminalfall, in dem es um Literatur geht, weckte gleich mein Interesse. So wird man schon zu Beginn in den ersten Schauplatz und ungewöhnlichen Tatort eingeführt: Erlangens alte Universitätsbibliothek, wo eine Angestellte ermordet aufgefunden und Rückerts Originalhandschriften gestohlen wurden. Hauptfigur Kommissar Mütze ist in heller Freude, dass er endlich in seinem ersten Mordfall ermitteln kann, seitdem er von Dortmund nach Erlangen versetzt wurde. Auch sein Lebensgefährte Karl-Dieter begeistert sich immer mehr für den Fall, oder besser gesagt für Rückert und seine Werke.
Man kann sich herrlich über das ungleiche Paar und ihre täglichen Dispute amüsieren. Es werden zwar die typischen Klischees über Homosexuelle bedient, doch verwoben mit vielen interessanten Fakten über Rückert und seine Wirkungsstätten ergibt sich eine angenehme Balance zwischen Anspruch und Unterhaltung. Wenn man den Kommissar bei seinen Autofahrten oder Karl-Dieter bei seinen Einkäufen begleitet, sieht man die lebhafte Studentenstadt, das Treiben auf dem Marktplatz, die Verkehrsführung und die ausgefallenen Straßennamen regelrecht vor sich. Manchmal kam ich mir fast vor wie bei einer Stadtführung von einem Insider.
Auch das Bild Friedrich Rückerts, der sich mit – sage und schreibe – 44 Sprachen wissenschaftlich beschäftigt hat und einer der Begründer der deutschen Orientalistik ist, wird immer schärfer. Die Kostproben seiner Gedichte haben mich neugierig gemacht auf seine persischen und arabischen Übersetzungen. So macht Weiterbildung Spaß!