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Cellistin im Widerstandskampf

2016-06-15
Portofino
Cellistin im Widerstandskampf

Wir schreiben das Jahr 1943: Als sich Elodie und Angelo, Protagonisten des Romans „Der italienische Garten“ von Alyson Richman in Portofino begegnen, ahnen wir schon, dass beide ein tragisches Geheimnis hüten. Man könnte erwarten, dass sich nun eine klassische Liebesgeschichte im malerischen Küstenort entfaltet, doch davon sind wir weit entfernt. In Rückblenden erfahren wir, welche unfassbaren Erlebnisse und emotionalen Hochs und Tiefs die beiden durchgemacht haben.

Als Elodie noch ein behütetes Leben in Verona führte und Musik studierte, gab es für sie nur einen Lebensinhalt: das Cellospiel. Dies ändert sich schlagartig, als ihr Vater von Faschisten verprügelt wird und ihre Freundin Lena sich zunehmend in Aktivitäten der italienischen Resistenza engagiert. Elodie kann sich der Realität nicht mehr verschließen und fasst den Entschluss, sich der Gruppe anzuschließen. Dabei lernt sie den Buchhändler und Widerstandskämpfer Luca kennen und lieben. 

Auch Angelo war als Medizinstudent voller Hoffnungen und Träume und fand seine große Liebe, doch der Krieg machte ihm einen tragischen Strich durch die Rechnung.

Die Wege der beiden kreuzen sich, als Elodie bei der Passkontrolle durch deutsche Soldaten von Angelo gerettet wird und sich in seine Obhut begibt. Nach und nach entdecken sie immer mehr Gemeinsamkeiten wie ihre dunkle Vergangenheit und ihre Leidenschaft für Bücher.

Der Roman hat mich auf mehreren Ebenen begeistert. Zum einen ist die Dramaturgie, die die zwei Hauptfiguren zusammenführt, perfekt. Nebenbei erfährt man interessante Details darüber, wie die Untergrundaktivisten damals arbeiteten und durch raffinierte Codes und Kuriere Botschaften übermittelten. Spannend ist auch, wie sich nicht nur Elodies Leben, sondern auch ihr Charakter und Auftreten verändern. Aus der verträumten Musikstudentin wird eine kühne Kämpferin, die für das Wohl ihres Landes ihr Leben aufs Spiel setzt. 

Die Autorin beherrscht ihr Handwerk so virtuos wie Elodie ihr Cellospiel, sie jongliert geschickt mit den Metaphern Musik und Bücher, und erzählt so intensiv, dass man jeden Satz verschlingt. Der Originaltitel „Garden Of Letters“ ist sicher zutreffender, denn neben der Musik spielen Briefe im Speziellen und Worte im Allgemeinen eine ganz besondere Rolle.