Himmlische Lektüre

Nachdem man den neuesten Roman von Ewald Arenz gelesen hat, stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob und wie viele Dinge sich wohl in unserem Universum abspielen, die wir gar nicht mitbekommen. Und zwar richtig abstruse und unglaubliche Dinge wie sie in der Geschichte „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“ geschehen.
Auslöser der Handlung ist der tödliche Sturz des Familienvaters Kurt Müller aus dem Fenster seiner Wohnung. Während Tochter Helen und Ehefrau um den Verlust trauern, sorgt sich der Erzengel Jehudi um einen Verlust ganz anderer Art, nämlich den der Seele von Kurt Müller, denn dies könnte den Beginn der Apokalypse auslösen. Der Verstorbene wird derweil in Südfrankreich als Katze wiedergeboren. Es beginnt ein aberwitziges Abenteuer, bei dem der Leser die Welt aus ganz ungewöhnlichen Perspektiven erleben kann – aus der Sicht einer Katze, die sich auf die Reise von Collioure über Paris nach Nürnberg begibt, aus der Sicht eines fliegenden Erzengels mit Rücklichtern oder aus der Sicht eines Dämonen, der so gelangweilt ist, dass er zum Vergnügen Kaiserpinguine fliegen lässt. Im unsichtbaren vierzehnten Stockwerk des SPIEGEL-Hochhauses werden schließlich alle Kräfte mobilisiert, um den Weltuntergang zu verhindern.
Am Anfang fällt es etwas schwer, sich in den Roman einzufinden, zumal die Figuren nicht viel Identifikationspotenzial bieten. Doch dann will man einfach nur noch wissen, wie es mit dem verrückten Suchtrupp bestehend aus Erzengeln, Dämonen, islamistischen Selbstmordattentätern und Schülerinnen weitergeht und ob die Mission glückt. Amüsant ist, dass auch im Himmel so manche Pannen passieren wie zum Beispiel dem Erzengel Michael, der mit dem Flammenschwert versehentlich den Teppich im metaphysischen Himmel angezündet hat. Der Roman sprüht vor verrückten Ideen und Slapstick-Einlagen und animiert den Leser, sich den Themen Gott, Glaube, Fanatismus, Sühne und Reinkarnation einmal auf ganz andere Weise zu nähern.