Im planlosen Universum

Zwei Dinge hat der Schriftsteller Gavin Extence auf jeden Fall richtig gemacht, um die Neugier auf sein Buch „The Universe Versus Alex Woods“ („Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat“) zu wecken: die Wahl des Titels und die Eröffnungsszene. Der 17-jährige Alex Woods wird mit 113g Marihuana und mit der Asche eines Toten im Auto an der Grenze vor Dover von der Polizei angehalten. Wie es dazu kam? Das erfahren wir natürlich erst am Ende des Romans.
Ungewöhnlich ist das Leben des jugendlichen Helds aber schon viel früher, als er mit zehn Jahren im Badezimmer von einem Meteoriten getroffen wird und fortan unter Epilepsie leidet. Er wächst in Glastonbury auf, interessiert sich für Astrophysik, Neurologie und wird immer mehr zum Stubenhocker. Dass die alleinerziehende Mutter hellseherische Fähigkeiten hat und mit Tarotkarten ihr Geld verdient, macht ihn erst recht zum Sonderling. Bis dahin liest sich die Geschichte wie ein Jugendroman über einen typischen Außenseiter. Eine interessante Wende tritt ein, als Alex wieder einmal auf dem Schulweg von seinen Mitschülern schikaniert wird und auf der Flucht im Gartenschuppen von Mr. Peterson landet. Zunächst unfreiwillig lernt der Junge den mürrischen und menschenscheuen Kriegsveteranen näher kennen, der gern kifft und Bücher von Kurt Vonnegut liest.
Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden, die sich viel zu geben haben. Mr. Peterson vermittelt dem Jungen die Liebe zur Literatur und Lebensweisheiten, die den jungen Alex schnell reifen lassen. Als der Ersatzgroßvater später schwer erkrankt, kann sich Alex revanchieren, indem er über sich hinaus wächst und losgelöst von jeglichen Konventionen das tut, was er für das einzig Richtige hält. Der Autor verpackt komplexe philosophische Themen wie das richtige Handeln, den freien Willen eines Menschen, Freundschaft, Vertrauen und Tod in einen sehr locker und unterhaltsam geschriebenen Road Novel mit viel Herz.