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Back to the roots

2016-08-18
Bernried
Back to the roots

Passend zu dem Buch, das ich gerade über das Künstlerpaar Franz und Maria Marc und ihrer Begegnung mit den BRÜCKE-Künstlern gelesen habe, nutzte ich die Gelegenheit, eine aktuelle Ausstellung im Buchheim Museum zu besuchen. Sie zeigt unter dem Titel „Brücke und die Lebensreform“, welchen Einfluss die Lebensreformbewegung im 19. Jahrhundert auf die BRÜCKE-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Otto Mueller hatte. 

Die Lebensreform war eine Reaktion auf die verschlechterten Lebensbedingungen durch zunehmende Industrialisierung und rapide Verstädterung. Immer stärker verbreitete sich die Auffassung, dass die beengten Wohnverhältnisse, die unwürdigen Arbeitsbedingungen, die einseitige Ernährung und die Luftverschmutzung den Menschen krank mache. Eine Rückkehr zu einfachen und naturnahen Lebensweisen sei notwendig, so die Vertreter der neuen Bewegung. Was sie darunter verstanden, wird in dieser Ausstellung deutlich. Die Brücke-Künstler zeigen die Menschen in der Natur beim Tanzen, Turnen und Sonnenbaden und den einfachen Lebensstil der Bauern und Fischer. Die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft, die Hinwendung zu vegetarischer Ernährung, Naturheilkunde und östlichen Weisheiten nahm schon damals ihren Anfang. 

Das Interesse der Brücke-Künstler galt besonders dem bewegten Körper, der in verschiedensten Variationen beim Gesellschaftstanz, Kunsttanz, bei der Gymnastik oder Akrobatik dargestellt wird. Interessant ist auch, wie sie ihre Ateliers mit selbstgebauten Möbeln, Decken, Gebrauchsgegenständen sowie Gemälden und Skulpturen durchgestalteten und in ein Gesamtkunstwerk verwandelten. Dort wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch mit Freunden diskutiert, gefeiert und getanzt. Ich hätte mir noch etwas mehr von den farbintensiven expressionistischen Gemälden wie dem „Totentanz“ oder „Harem“ von Ernst Ludwig Kirchner gewünscht. Trotzdem fand ich die Sonderschau, die noch bis zum 9. Oktober läuft, sehenswert, da sie zeigt, wie eine gesellschaftliche Strömung, die heute mehr denn je den Zeitgeist widerspiegelt, von den Expressionisten interpretiert und künstlerisch umgesetzt wurde. 

 
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