König von Dänemark

Journalisten, die auf eigene Faust in einem Fall ermitteln, sind nichts Neues in der skandinavischen Krimilandschaft. Dennoch bringt die Figur Karin Sommer, Protagonistin der Geschichte „Ein anständiger Mord“ von Gretelise Holm frischen Wind in die Riege: Sie ist klug, wachsam, menschlich und voller Selbstironie. Als Kriminalreporterin bei der „Sjaellandsposten“, einer Tageszeitung in der Provinz Südseelands, berichtet sie eines Tages über ein Familiendrama, bei dem der Vater offenbar zuerst Frau und Kind und anschließend sich selbst umgebracht hat. In den Ermittlungen der örtlichen Polizei stößt Karin jedoch auf widersprüchliche Aussagen und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Dabei gerät sie selbst in Lebensgefahr, erhält eine seltsame Botschaft von einem ‚König von Dänemark‘ und setzt obendrein ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel.
Man merkt, dass die in Dänemark sehr beliebte Schriftstellerin selbst als Journalistin tätig war und mit dem Redaktionsalltag bestens vertraut ist. Die einzelnen Mitarbeiter – vom Chefredakteur mit seiner abfälligen Meinung über alternde Frauen bis hin zum jungen Praktikanten, der bis zum Schluss zu Karin hält – werden gut charakterisiert und liefern witzige Dialoge. Dann geschehen weitere Morde, die eine Verbindung zur litauischen Mafia und dem Handel mit Prostituierten vermuten lassen. Hier holt die Autorin für meinen Geschmack zu weit aus, um sich mit politischen, sozialen und gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Weitaus interessanter fand ich den Monolog des Täters, der zwischendurch immer wieder sein Wort an den Hörer richtet, sich jedoch nicht zu erkennen gibt. Es handelt sich um einen grausamen Psychopathen, der die Kläglichkeit seines Vaters verurteilte und sich selbst zum Richter ernannte. Die Erklärung für seine Selbstjustiz lässt einem einen kalten Schauder über den Rücken laufen: Er habe lediglich die Prinzipien des Marktes – die größtmögliche Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und die Maximierung des Profits – auf sein persönliches Handeln übertragen.
Trotz einiger langatmiger Szenen war es ein spannendes Hörerlebnis mit einer sympathischen Hauptfigur, abwechslungsreichen Nebenschauplätzen, interessanten philosophischen Gedanken und einer überraschenden Auflösung.