Das Gesetz des Dschungels

Dass es in musikalischen Ensembles lange nicht so harmonisch zugeht, wie die Darbietung auf der Bühne vermuten lässt, bekomme ich aus Erzählungen meiner Mutter hautnah mit. Zickenkrieg im japanischen Frauenchor ist ganz und gar keine Seltenheit. Von Hauen und Stechen handelt auch die verrückte Serie „Mozart in the Jungle“ – allerdings nicht im Chor, sondern in einer fiktiven New York Symphony.
Rodrigo De Souza, neuer Stardirigent aus Mexiko, hat das Zepter übernommen und soll der Truppe neuen Glanz verleihen. Für die junge Oboistin Hailey Rutledge ist es die langersehnte Chance, bei den New Yorker Symphonikern Fuß zu fassen. Für einen festen Platz reicht es anfangs noch nicht, doch sie nimmt fleißig Unterricht bei der tyrannischen ersten Oboistin und darf derweil als persönliche Assistentin Rodrigos wertvolle Erfahrungen hinter den Kulissen sammeln und so wichtigen Tätigkeiten nachgehen wie den perfekten Mate-Tee für ihren exzentrischen Chef zu kochen.
Die von Amazon produzierte Serie basiert auf dem Buch „Mozart in the Jungle: Sex, Drugs, and Classical Music“. Darin beschrieb die Oboistin Blair Tindall 2005 ihr Leben als Profimusikerin in New York. Ob sie tatsächlich so vielen durchgeknallten Musikern begegnet ist wie dem Pauker und Drogendealer des Orchesters, der Cellistin und Verführerin Cynthia oder Haileys Mitbewohnerin Elizabeth, die eine WG-Party nach der anderen schmeißt und ihr ganzes Erbe auf einer Reise verprasst? Am überzeugendsten und authentischsten wirkt die Figur der Gloria. Als Treuhänderin steckt sie ihre ganze Energie in Gesellschaftsgalas und treibt mit großem Eifer Spenden ein.
In der zweiten Staffel begleiten wir die Truppe auf eine Tournee nach Lateinamerika und begegnen auch prominenten Künstlern wie Lang Lang. Ich bin gespannt, mit welchen unkonventionellen Ideen uns Rodrigo noch überrascht in dieser Serie, die den Golden Globe als beste Comedyserie erhielt.