Einsames Celebrity Girl

Könnt Ihr Euch einen Geschäftsmann vorstellen, an dessen Smartphone ein kitschiger Anhänger baumelt? Wahrscheinlich nicht, doch in Japan ist es gar nicht mal so ungewöhnlich. Paare tragen gern den gleichen Anhänger als Ausdruck ihrer Verbundenheit, andere pflegen auf die Weise schöne Erinnerungen.
Auch die sechsjährige Anne in der japanischen TV-Serie „Oh! My Girl!!“ hat einen Delfin als Stofftier an ihrem Handy hängen – ein Andenken an ihre Mutter, die Anne einfach bei ihrem Stiefbruder Kotaro zurücklässt, um in Hollywood als Schauspielerin Karriere zu machen. Beide sind „not so amused“. Kotaro hält sich als freier Journalist und ambitionierter Schriftsteller mehr schlecht als recht über Wasser und kann mit der frechen Göre gar nichts anfangen, zumal das Verhältnis zu seiner Stiefschwester schon immer desaströs war. Auch der verwöhnten Anne, die ein luxuriöses Leben gewöhnt ist, widerstrebt die Umstellung. Als die beiden zu dritt mit Annes Managerin unter einem Dach wohnen, ist Ärger vorprogrammiert.
Dass sich Nichte und Onkel trotz ihrer Gegensätze annähern, ist nicht schwer zu erraten. Doch die Story birgt erstaunlich viele Facetten, die nicht nur für großartige Unterhaltung sorgen, sondern auch tief berühren. Wie fühlt sich ein Mädchen wie Anne, das an seinem Versprechen ihrer Mutter gegenüber eisern festhält, eine erfolgreiche Schauspielerin zu werden, von dieser jedoch völlig vernachlässigt wird? Was macht sie durch, als sie erfährt, wer ihr wahrer Vater ist? Durch die unerwartete Begegnung mit Anne erweitert Kotaro in vielerlei Hinsicht seinen Erfahrungshorizont. Er zeigt immer mehr Mitgefühl für Anne, die nicht nur auf der Bühne, sondern unter dem Druck der Produktionsfirma auch privat die Rolle einer glücklichen Tochter spielt und damit nur ihre Einsamkeit kaschiert. Er begreift auch, dass es mehrere Wege gibt, ein guter Vater zu sein. Mit viel Witz und Tiefgang zeigt die Serie das Aufeinanderprallen von Wertvorstellungen, Idealen und Erwartungen an eine Familie.