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Die verschollene Elefantenforscherin

2016-11-09
New Hampshire
Die verschollene Elefantenforscherin

Von Jodi Picoult habe ich schon sehr viele Romane gelesen, doch immer wieder gelingt es ihr, mich zu verblüffen, so auch mit ihrem neuesten Werk „Die Spuren meiner Mutter“. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das spurlose Verschwinden von Alice Metcalf, einer Wissenschaftlerin, die einen tragischen Unfall im Elefantenreservat von New Hampshire miterlebte. Die Tochter Jenna kann nicht glauben, dass ihre Mutter sie damals freiwillig zurückließ und macht sich mit 13 Jahren, 10 Jahre nach dem Vorfall, auf die Suche. Die einzige Verbindung zu ihrer Mutter sind ihre Forschungsarbeiten, ihre einzige Hoffnung ein Medium namens Serenity, die ihr bei der Suche helfen soll.

Mit der Unterstützung von Privatdetektiv Virgil Stanthope, der damals als Polizeibeamter den Fall betreute, folgen sie den Spuren der verschollenen Elefantenforscherin. Parallel erfahren wir aus der Perspektive von Alice, was zuvor alles geschah, wie es sie nach Botswana verschlug, um über Elefanten zu forschen und wie sie Jennas Vater kennenlernte.

Ich wusste gar nicht, dass Jodi Picoult so humorvoll schreiben kann! Der verbale Schlagabtausch zwischen der mit allen Wassern gewaschenen Jenny, der kuriosen Serenity, die glaubt, ihre Gabe zu sehen verloren zu haben, und dem abgehalfterten Virgil bringen einen immer wieder zum Schmunzeln. Ganz anders die Passagen, in denen Alice zu Wort kommt. Hier dominieren starke Emotionen, durchwebt mit Hintergrundwissen über das Trauerverhalten von Elefanten. Die Autorin wechselt nicht nur souverän den Erzählstil – auch der Plot ist raffiniert konstruiert, denn Jennas Nachforschungen und Alice’ Bericht liefern sich ein Rennen und als Leser ist man mit seinem Wissen dem Suchtrupp ein wenig voraus – bis sich schließlich beide Erzählstränge in der Gegenwart treffen und für ein Ende sorgen, bei dem die Bezeichnung „überraschend“ glatt untertrieben wäre.

Jodi Picoult zeigt einmal mehr, welch großartige Geschichtenerzählerin sie ist. Sie schreibt empathisch, sensibel, fesselnd und jongliert mit verschiedensten Themen, die sich elegant zu einem Ganzen fügen. Die Geschichte über unerschütterliche Mutterliebe und Trauer berührt, unterhält und ist darüber hinaus sehr lehrreich, denn man erfährt nicht nur viel über das Verhalten von Elefanten, sondern auch die Forschungsarbeit in Wildreservaten. Das sehr schön gestaltete Cover trägt obendrein zu einem optischen Lesevergnügen bei.

 
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