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Schwerer Abschied

2017-03-29
Finistère
Schwerer Abschied

Kennt Ihr das Gefühl, dass Euch ein Urlaubsort so gut gefällt, dass Ihr noch eine ganze Weile dort verweilen möchtet? So ging es mir in den letzten Wochen mehrmals – allerdings handelte es sich um keine realen Orte, sondern um Romanwelten, die ich nur ungern verlassen wollte.

So fiel mir der Abschied von Michele und Elena, Protagonisten in dem Roman „Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands“ von Salvatore Basile, den ich Euch vor ein paar Tagen vorstellte, wahnsinnig schwer. Zu gern hätte ich gewusst, wie es mit dem ungleichen Paar, das nach zahlreichen Turbulenzen zueinander fand, weitergeht. Auch mehrere Tage nach der Lektüre schweiften meine Gedanken zum Schauplatz Miniera di Mare, ich stellte mir vor, wie das Paar auf dem Bahnsteig frische Austern verzehrte und mit dem Zug die Gegend erkundete.

Die Bilder von den Küstendörfern verblassten erst, als mich ein neuer Roman völlig in seinen Bann zog. Nach der Lektüre von „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ von David Foenkinos wollte ich auf der Stelle nach Finistère, um mir die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte anzusehen und ein paar Texte aus meinen Schubladen hineinzuschmuggeln. Selbstverständlich hätte ich Madame Pick einen Besuch abgestattet, um ihren bretonischen Charme live zu erleben und von ihrem grässlichen Kamillentee zu kosten. Bei der Aufnahme der Literatursendung wäre ich zu gern dabei gewesen. Ich hätte mich in der Crêperie, die neuerdings auch Pizzen verkauft, beköstigen lassen und amüsiert den Ansturm auf das Grab von Monsieur Pick beobachtet. Lange hing ich den Erinnerungen nach und rekapitulierte schöne und lustige Szenen.

Beide Bücher, die ich jeweils an einem Wochenende verschlungen habe, waren wie aufregende Kurzurlaube, die man mit höchster Intensität erlebt. Leider konnte ich keine Urlaubsfotos machen, doch mit Fantasie lassen sich die Bilder im Kopf immer wieder neu zum Leben erwecken. 

 
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