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Die Bibel für Janeites

2017-05-18
Hampshire
Die Bibel für Janeites

Jane Austen. Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt“ ist ein Buch, das man allein wegen des wunderschönen Covers unbedingt haben möchte. Holly Ivins entführt uns darin in das Universum der weltberühmten Schriftstellerin und ihrer romantischen Klassiker. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mehr Verfilmungen gesehen als Romane von ihr gelesen habe. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich für ihr Schaffen, ihren Wortwitz und ihren bedeutenden Einfluss auf die Literatur größten Respekt und Bewunderung hege. Wer war diese Frau, die zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen zählt und begeisterte Leserinnen dazu inspirierte, Fanclubs zu gründen? Antworten finden wir in dieser Austen-Bibel, die einen 360-Grad-Blick auf ihr Leben und ihre Werke erlaubt.

Holly Ivins stellt uns jedes Mitglied der Austen-Familie einzeln vor  – allesamt leidenschaftliche Leser – und beschreibt das Umfeld, in dem Jane aufwuchs und zum Schreiben ermutigt wurde. Wir lernen ihre verschiedenen Lebensstationen in Hampshire kennen, darunter Chawton, wo sie die schaffensreichsten Jahre verbrachte. Sehr aufschlussreich ist auch der politische und gesellschaftliche Hintergrund, der sich in ihren Romanen widerspiegelt. Die Autorin geht auf die strenge Etikette der Regency-Zeit ein, in der die Menschen strikt nach Vermögen und Rang eingestuft wurden und sich ihrer Stellung entsprechend zu verhalten hatten. So begreift man schnell, warum sich bestimmte Figuren wie Harriet Smith in dem Roman „Emma“ so und nicht anders verhalten haben, welche Fertigkeiten von Frauen erwartet wurden oder dass sich junge Leute nur auf Tanzabenden näherkommen konnten. 

Bei der Lektüre kommt man sich vor wie in einem lockeren und unterhaltsamen Dialog mit einer leidenschaftlichen Austen-Expertin, die ihre Kenntnisse mit vielen Anekdoten und nützlichen Hinweisen würzt. So lädt sie uns dazu ein, die Entdeckungsreise auf eigene Faust zu erweitern – indem wir zum Beispiel Austens Mahagoni-Schreibtisch in der Schatzkammer der British Library in London besichtigen oder die vielen Landsitze, die als Schauplatz dienten, abklappern. Wahre Fans, auch Janeites genannt, könnten sich die Atmosphäre aus ihren Büchern mit einer typischen Mahlzeit oder Kartenspielen am Abend ins Haus holen. 

Zum Schluss bekommen wir einen kompakten Überblick über ihre Werke, die einzelnen Protagonisten und literarischen Motive. Holly Ivins stellt besondere Momente heraus und verrät uns, was man von den Heldinnen heute noch lernen kann. Dieser Teil mag etwas ermüdend sein, dient jedoch als nützliches Nachschlagewerk. So hat das Büchlein bei mir die Lust geweckt, mir noch unbekannte Romane wie „Northanger Abbey“ zu lesen. Das Schöne ist ja, dass sich an manchen Themen wie den stürmischen Gefühlen und Schwierigkeiten bei der Partnerwahl bis heute nichts geändert hat. Das zeigen nicht nur die modernen Adaptionen wie „Bridget Jones“, sondern auch aktuelle japanische Fernsehserien. Diese st ellen gerne Heldinnen, die von der Norm abweichen, in den Mittelpunkt – genau wie Elisabeth Bennett aus „Stolz und Vorurteil“, mit Abstand meine Lieblingsfigur in Austens Romanwelt.

 
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