Tödliches Ultimatum

Einen Mord begehen oder ihre Familie retten? Keine einfache Entscheidung, vor die die Chirurgin Dr. Yael Danon in der israelischen TV-Serie „Hostages“ gestellt wird, die auf Netflix zu sehen ist. Skrupellose Kidnapper haben ihre Wohnung in Beschlag genommen und kontrollieren die vierköpfige Familie auf Schritt und Tritt. Nur unter einer Bedingung wird ihr nichts zustoßen: Wenn Yael den israelischen Premierminister bei einer bevorstehenden Operation tötet.
Was einen zunächst verwirrt: Einer der Bösewichter gehörte in der Eingangsszene noch zu den „Guten“ und konnte mit viel Geschick eine Geisel gewaltlos befreien. Hat er zwischenzeitlich die Seiten gewechselt? Überhaupt verhält sich diese Figur in der gesamten Staffel sehr ambivalent. Der Operationstermin rückt unterdessen immer näher und als Zuschauer setzt man ganz stark darauf, dass Yael, die schon mehrmals Cleverness bewiesen hat, um die Gangster auszutricksen, noch der rettende Einfall kommt.
Der Gegenpol zu der starken Protagonistin ist ihr Ehemann, der das ganze Vermögen der Familie verzockt hat und in dieser lebensbedrohlichen Situation eher eine Last als eine Hilfe ist. Mehr Sympathie bringt man der schwangeren Tochter und dem unerschrockenen Sohn und gewieften Hacker entgegen, der nichts unversucht lässt, um sich und die Familie aus den Fängen der Kidnapper zu befreien. Interessant wird es, als sich herausstellt, dass völlig unterschiedliche Motive hinter dem geplanten Attentat stecken. Was mich störte, waren ein paar unnötige Längen und die Überdosis an brachialer Gewalt. Trotz allem erhielt der Thriller beim ‚Festival de Television de Monte-Carlo‘ Preise für das beste internationale Drama und die beste Hauptdarstellerin.