Science-Fiction-Klassiker neu aufgelegt

Der Science-Ficition-Roman „Blumen für Algernon“ von Daniel Keyes wurde erstmals 1966 veröffentlicht und ist nun in einer überarbeiteten deutschen Übersetzung erschienen. Das Buch habe ich nicht gelesen, aber dafür eine sehr gelungene japanische Serienadaption gesehen. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Charlie Gordon, der geistig zurückgeblieben ist und seinen Lebensunterhalt mit Aushilfsarbeiten in einer Bäckerei (in der Serie ist es ein Blumengeschäft) verdient. Sein größter Wunsch: ‚Normal‘ wie die anderen zu sein und von seiner Mutter, die sich einst von ihm abwandte, geliebt zu werden. Eines Tages scheint sich sein Wunsch zu erfüllen: Ihm wird die Möglichkeit geboten, durch eine Operation seine Intelligenz zu erhöhen. Die gleiche Operation wurde zuvor an der Labormaus mit dem Namen Algernon durchgeführt, zu der Charlie eine enge Bindung aufbaut. Mit der Zeit bildet sich bei Algernon jedoch die Intelligenz wieder zurück und Charlie muss darum bangen, dass ihm ein ähnliches Schicksal blüht.
Tomohisa Yamashita, in Japan ein beliebter Schauspieler, habe ich schon in verschiedensten Rollen gesehen. Diese zählt mit Abstand zu seinen Glanzleistungen. Ich war schlicht geplättet, wie wandlungsfähig der Kerl ist. Mit Sicherheit hat er für seine Rolle die Gestik und Mimik geistig unterentwickelter Menschen genauestens studiert, um sie so überzeugend rüberzubringen. Der Protagonist ist nach der Operation tatsächlich wie verwandelt. Er verschlingt Fachbücher, überholt mit seinem Wissen und seiner Intelligenz sogar die Ärzte, die ihn bitten, ihre Forschungsarbeiten zu unterstützen. Allerdings hat die Medaille auch eine Kehrseite: Aus einem unvoreingenommenen und liebenswürdigen Menschen ist eine Denkmaschine geworden, die früheren Freunden und Kollegen Heuchelei vorwirft. Sie hätten ihre freundschaftliche Gefühle nur vorgetäuscht, um sich selbst besser zu fühlen.
Die bewegende Geschichte lässt den Zuschauer nachdenklich zurück. Bis zu welcher Grenze sind medizinische Experimente und wissenschaftlicher Fortschritt vertretbar? Ab wann bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke? Auch unter dem Aspekt, dass gesellschaftliche Akzeptanz und Künstliche Intelligenz höchst aktuelle Themen sind, ist dieser Klassiker unbedingt lesenswert.