Im Naschgarten der Sprache

Wer schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, einen Schreibworkshop zu besuchen, könnte mit dem Buch „Federleicht“ von Barbara Pachl-Eberhart einen guten Einstieg finden. Der Untertitel „Die kreative Schreibwerkstatt“ ist Programm. Hier geht es nicht darum, zu lernen, wie man eine Romanhandlung aufbaut, Biografien verfasst oder Schreibroutinen in seinen Alltag einbaut. Vielmehr möchte die Autorin den Leser ermutigen, sich spielerisch dem Schreiben anzunähern, eine persönliche Beziehung zur Sprache und Vertrauen in seine eigenen Texte aufzubauen.
Das zeigt sich bereits in der ersten Übung, in der wir alle Themen aufschreiben sollen, über die wir schreiben könnten, „wenn es so einfach ginge“. Der kleine Zusatz nimmt gleich den Druck heraus und trifft einen Glaubenssatz, der sicherlich viele vom Schreiben abhält: Schreiben ist schwer. Ich schreibe nicht gut genug. Warum sollte ich schreiben, wenn andere es schon so toll beherrschen?
Zunächst stellt die Schreibpädagogin grundlegende Bausteine des kreativen und therapeutischen Schreibens vor. Die jeweiligen Übungen sind darauf ausgerichtet, schlummernde Ideen und Gedanken aufzuspüren, Gefühle durch passende Worte zum Ausdruck zu bringen und das Geschriebene zu verdichten. Im zweiten Teil richtet sich der Blick nach außen: Welche literarischen Werkzeuge können wir so einsetzen, dass sie unser Schreiben beleben? Wir üben, Gedichte und Dialoge zu schreiben und unsere Texte so zu polieren, dass wir sie mit Lesern teilen können.
Die Autorin vergleicht das Schreiben mit einem Streifzug durch den Naschgarten. Jeden geschriebenen Satz sollte man so feilen und verkosten wie Karamellbonbons oder andere Leckereien und sich dabei vor allem Mühe geben – im übrigen eine Haltung, die man auf jeden anderen Lebensbereich übertragen kann. Das Schreiben sieht sie ohnehin als lebensbegleitende, stärkende Maßnahme, wenn sie durch Ehrlichkeit, Neugier und Selbstannahme geprägt ist.
Die größte Bereicherung für mich sind die 111 Schreibübungen, die ich nun Tag für Tag absolviere, darunter viele, die die Fantasie anregen und uns auffordern, auch mal Regeln zu brechen und Unsinn zu erfinden. Einige interessante Methoden, um mich mit einem noch ungeschriebenen Text anzufreunden, Dialoge lebendiger zu gestalten oder unverbrauchte Metaphern zu finden, sind dabei. Hilfreich fand ich auch das Kapitel zum Thema Überarbeiten – eine Phase, vor der es mir meistens graust. Oft war ich zu sehr auf die Form oder das Ergebnis fixiert; das Buch hat bei mir die Lust geweckt, wieder mehr mit Sprache zu spielen, die Vielfalt auszuschöpfen und mich auch mal an ein mir ganz fremdes Genre wie die Gedichtform zu wagen.