YukBook.me

Stories & Design

Zwischen zwei Welten

2014-04-12
Tokio
Zwischen zwei Welten

Beim Ausmisten meiner CDs stieß ich kürzlich auf den Soundtrack von „Lost in translation“ und wurde an dieses wunderbare Werk von Sofia Coppola erinnert. Ich habe selten einen Film gesehen, der die Stimmung von Tokio so gut einfängt – besonders aus Sicht eines Ausländers.

Dominant in meiner Erinnerung ist die Szene, in der Charlotte, gespielt von Scarlett Johansson, am Fenster ihres Hotelzimmers sitzt und auf die Häuserschluchten Tokios hinunterblickt. Ihr Verlobter ist den ganzen Tag beruflich eingespannt und so muss sie sich die Zeit allein in der Fremde vertreiben. Dieses Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit konnte ich gut nachvollziehen. Als ich einmal geschäftlich in Osaka unterwegs war, wurde ich ebenfalls in einem anonymen Hotel untergebracht. Ich fühlte mich irgendwie in der Schwebe, tatsächlich „lost in translation“, und die Aussicht auf die Stadt vom 22. Stockwerk wirkte sehr surreal. 

In der Hotelbar lernt Charlotte Bob kennen, der für einen Whisky-Werbespot engagiert wurde. Die Kommunikationsprobleme mit den Japanern bei den Dreharbeiten sind bezeichnend dafür, wie ausgeschlossen sich auch Bob in dieser Großstadt fühlt. Ihre gemeinsamen nächtlichen Ausflüge in die Karaoke-Bars oder die japanischen Quiz-Sendungen, in denen sich die Moderatoren mit ihren quietschigen Stimmen und Albernheiten überbieten, zeigen die verrückte Seite der Japaner, über die ich mich selbst manchmal wundere. 

Die Isoliertheit, die beide Protagonisten in der Fremde verspüren, macht ihnen erst deutlich, wie einsam sie auch  in ihrer Heimat und in ihren Beziehungen geworden sind. Es ist eine traurig-melancholische Geschichte, die sich so oder ähnlich auch hinter einem anderen kulturellen Hintergrund abspielen könnte.

 
Selbstfindung