Schmökerspaß statt Einkaufsstress

„Ich habe keine Lust, an einem Samstag Nachmittag zum Apple Store zu fahren.“
„Aber mein iPhone X ist abholbereit! Ich muss sofort dahin!!“
„Ok, dann parke ich im Gasteig und gehe auf die Bücherschau während Du Dein Handy abholst.“
„Deal.“
Nach diesem kurzen Dialog mit Harry kam es dazu, dass ich letzten Samstag ganz unverhofft eine Stunde auf der diesjährigen Münchner Bücherschau schmökern konnte. Das war mir eh viel lieber, als bei eisiger Kälte in Haidhausen zu bummeln. So konnte sich jeder von uns einer Sache widmen, die für ihn das Lebenselixier war: Harry seinem künftigen Handy und ich den Büchern.
Beim Hin- und Herschlendern zwischen den Verlagsständen schnappte ich interessante Gespräche auf, zum Beispiel „Mein Verlag ruft heute an. Ich muss endlich mein Buch schreiben.“ Ein paar Stände weiter saß eine ältere Frau über einem Kochbuch gebeugt und schrieb eifrig ein Kürbissuppen-Rezept ab. Es wäre witzig, jetzt jemanden zu treffen, den man gar nicht erwartet, zum Beispiel eine Studienfreundin, einen Ex-Freund oder jemanden aus dem Fitness-Studio, dachte ich, während ich die Bücherregale abklapperte. Tatsächlich traf ich einen alten Bekannten – allerdings nicht physikalisch, sondern in gedruckter Form. Ich stieß auf ein Buch von Hans-Herbert Holzhamer, bei dem ich mein erstes Praktikum absolviert habe, als er noch Ressortleiter bei der Süddeutschen Zeitung war. Ihm habe ich meine ersten journalistischen Erfahrungen zu verdanken.
Am Stand von Piper fiel mir der Buchtitel „Ich versteh die Welt nicht mehr“ ins Auge. Gleich darunter las ich „Gebrauchsanweisung für das Leben“. Na, die beiden sollten sich doch zusammentun. Eine Gebrauchsanweisung für das Leben auf 240 Seiten klingt ganz schön vermessen, macht aber neugierig. Landet also auf meine Leseliste. Auch die historischen Romane aus dem Gmeiner-Verlag haben mein Interesse geweckt, zum Beispiel „Die Naschmarkt-Morde“ von Gerhard Loibelsberger. Obwohl ich regelmäßig in Buchhandlungen schmökere und die Neuerscheinungen der Verlage studiere, mache ich auf der Bücherschau doch jedes Jahr interessante Neuentdeckungen. Meine Bücherliste war zum Schluss gut gefüllt, unter anderem mit folgenden Titeln:
„Der große Meaulnes“ von Henri Alain-Fournier
„Das Buch der verlorenen Bücher“ von Giorgio van Straten
„Ein feines Gespür für Schönheit“ von J. David Simons
„Robinsons blaues Haus“ von Ernst Augustin
„Max“ von Markus Orths
„Ein fast perfektes Wunder“ von Andrea de Carlo
„Besser nie als spät: Neue Gedanken und Notizen“ von Tomi Ungerer
Ich finde, Harry ist ziemlich viel entgangen, aber dafür ist er jetzt glücklicher iPhone X Besitzer.