Psycho-Serie mit hohem Suchtfaktor

Wie würde wohl mein Freund reagieren, wenn ich an einem Badesee wie eine Irre auf einen Fremden losgehe und ihn niedersteche? Genau das tut die junge Mutter Cora Tannetti in der Netflix-Serie „The Sinner“. Ihr Mann Mason kann nur fassungslos zusehen und den Sohn in Sicherheit bringen. Cora kann von Glück sprechen, dass sich der Ermittler Harry Ambrose extrem für den Fall interessiert. Obwohl Cora längst ein Geständnis abgelegt hat, wittert Harry mehr hinter der unergründlichen Tat und geht der Sache nach.
In Rückblenden erfahren wir, welch schwierige Kindheit Cora durchlebt hat. Die streng religiöse Mutter gab ihr immer wieder die Schuld an der schweren Krankheit und dem Tod ihrer Schwester. Unter den Umständen würde man Cora glatt zutrauen, dass sie psychisch krank und zu einer unberechenbaren Tat fähig ist. Obwohl ihre Aussagen widersprüchlich sind, gibt der Harry nicht auf und bohrt weiter. Was geschah in der Nacht, als ihre Schwester starb? Und was hat die Tapete zu bedeuten, die Cora immer wieder in ihren Alpträumen sieht?
Die zwei wechselnden Erzählstränge erzeugen eine immense Spannung: Auf der einen Seite dringt Harry durch seine Hartnäckigkeit immer tiefer in Coras Psyche ein und deckt neue Fakten auf, die den Fall in eine neues Licht rücken. Andererseits nähern sich die Rückblenden immer mehr der Gegenwart. Von dem jungen, charmanten Bill Pullman aus der Liebeskomödie „Während du schliefst“ ist nicht mehr viel wiederzukennen. Sein starrer Blick und seine masochistischen Neigungen sind eher verstörend, tun aber seiner intuitiven und effizienten Detektivarbeit keinen Abbruch. Auch Jessica Biel spielt ihre Rolle zwischen Resignation, Verzweiflung und leiser Hoffnung sehr überzeugend. Die achtteilige Serie basiert auf dem Roman „Die Sünderin“ der deutschen Autorin Petra Hammesfahr und hat einen hohen Suchtfaktor.