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Antrag auf ein neues Leben

2018-01-04
Köln
Antrag auf ein neues Leben

Es gibt Menschen, für die ist die Firma das zweite Zuhause. Aber was wäre, wenn es ihr einziges ist? So wie bei Albert Glück, Protagonist des Romans „Das Glücksbüro“ von Andreas Izquierdo. Der Vollblut-Beamte hat sich im Keller eines Amtes für Verwaltungsangelegenheiten häuslich niedergelassen und das Gebäude seit 30 Jahren nicht verlassen.

In seinem abgesteckten kleinen Spielfeld fühlt er sich wohl und führt seine Arbeit mit großer Sorgfalt und Hingabe aus. Schwierig wird es, wenn er mit etwas Unbekanntem konfrontiert wird – zum Beispiel mit dem Formular E45, das es nicht geben dürfte, das zudem nichts beantragt und zum wiederholten Male auf seinem Tisch landet. Gezwungenermaßen begibt er sich auf die Suche nach der Antragstellerin und lernt so die Künstlerin Anna Sugus kennen und lieben. Sie stellt sein Leben völlig auf den Kopf und bringt immer mehr Farbe in seinen tristen Alltag. Durch sie erkennt er, dass hinter den Formularen, die er Tag für Tag höchst effizient abarbeitet, Menschen mit individuellen Sorgen und Nöten stecken. Und Albert ist der Einzige, der sich im Paragrafendschungel so gut auskennt, dass er ihnen helfen und ein wenig Glück in ihr Leben bringen kann.

Wer schon einmal in einem Unternehmen gearbeitet hat, wird einiges wiedererkennen, zum Beispiel die typischen Sticheleien unter Kollegen, der pünktliche Run in die Kantine oder der Sektumtrunk, der täglich in irgendeiner Fachabteilung stattfindet. Diese kleinen Seitenhiebe hat der Autor in eine äußerst charmante und herzerwärmende Geschichte verpackt. Sie zeigt, dass man sich aus Angst oder Bequemlichkeit in sein Schneckenhaus zurückziehen oder sich hinaus trauen, Anteil am Schicksal anderer nehmen und Positives bewirken. Andreas Izquierdo, der in Köln lebt, hat ein wundervolles Buch voller Humor und Poesie über die Liebe und Menschlichkeit geschrieben.

 
Selbstfindung