Ungewöhnlicher Kunstkrimi

Alfred Omega, Protagonist des Romans „In Boston?“ von Russell H. Greenan, besitzt eine besondere Gabe. Er kann auf Knopfdruck in Tagträume verfallen, die ihn in verschiedenste Epochen und Orte katapultieren. Täglich verbringt er zwei Stunden im Bostoner Public Garden und erlebt Abenteuer im Mittelalter oder am anderen Ende der Welt. Aber er besitzt noch ein weiteres Talent: Er ist ein begnadeter Maler, der sich dem Stil der Renaissance verschrieben hat.
Trotzdem kann er genauso wenig wie seine Kollegen und Freunde Leo Kerner und Benjamin Littleboy von seiner Kunst leben. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm dennoch nicht. Er ist von seiner Genialität überzeugt und wagt es sogar, sich mit Gott zu messen. Als er den Kunsthändler Victor Darius kennenlernt, scheint sich das Blatt zum Positiven zu wenden. Auch privat hat er Grund zu Freude: Er verliebt sich in die Galeristin Veronika und heiratet sie. Beide Begegnungen haben jedoch fatale Folgen und verwickeln ihn in Kunstskandale, Täuschungen, Intrigen und Morde.
Dieser Roman lässt sich keinem einzelnen Genre zuordnen. In erster Linie geht es darum, wie man sich eine Künstlerexistenz aufbaut und mit den seelischen und finanziellen Nöten und Qualen umgeht, die so manchen sogar in den Tod treiben. Die Gefühle, die ein Künstler gegenüber seinen Werken hat, beleuchtet Greenan ebenso eindrucksvoll wie die Ausbeutungen, Täuschungen und Betrügereien im Kunsthandel. Nach der Lektüre kann man sich nur noch kopfschüttelnd den Romantitel ins Gedächtnis rufen und sich fragen: „Ist das alles wirklich passiert in Boston?“