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In den Fängen eines Sprachmagiers

2017-12-20
Stockholm
In den Fängen eines Sprachmagiers

Saša Stanišić entführt uns in seinem Erzählband „Fallensteller“ in verschiedenste, teilweise merkwürdige Orte. In Stockholm stiehlt der Ich-Erzähler mit seinem Freund Mo ein Gemälde einer aus Syrien geflüchteten Malerin, um ihr den Verkaufserlös zukommen zu lassen. In Rio steigt der Justitiar Georg Horvath, der die Übernahme einer Brauerei regeln sollte, in ein falsches Taxi und landet auf einmal im Dschungel. In Fürstenfelde will sich ein Fallensteller nicht nur um die Rattenplage, sondern um viele andere Probleme kümmern. Die Szenerie wirkt oft surreal, der Erzählton mal schelmisch, mal melancholisch.

Zu den skurrilen Charakteren zählt auch Ferdinand Klingenreiter, der 50 Jahre in einem Sägewerk gearbeitet hat, und auf einer Betriebsfeier endlich seinen Traum verwirklichen kann: als großer Zauberer aufzutreten. Nicht nur Klingenreiter, auch der Autor selbst ist ein Zauberer, und zwar ein Sprachmagier der besonderen Art. Er jongliert mit neuen Wortschöpfungen und verwirrt mit abstrusen Satzkonstruktionen und Verdoppelungen.

Seine Sprachakrobatik hat mich fasziniert. Zu seinen Geschichten und Figuren konnte ich jedoch keinen richtigen Zugang finden. Vielleicht waren sie mir einfach zu abgefahren. Eine Ausnahme bildet die Geschichte über einen Jungen, der nicht ins Ferienlager fahren will, weil er alles, was damit zu tun hat, kategorisch ablehnt: die Natur im Allgemeinen und Folienkartoffeln im Besonderen. "Ich hasse die Farbe Grün", „Ich finde Bäume nur als Schrank super“, „Wir unterhalten uns schon seit mehreren Sätzen“ oder „Schöne und gute Ideen sind schön und gut, aber…“ zählen zu den besten Sätzen in diesem Buch, das ich ansonsten etwas gewöhnungsbedürftig fand.