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Niederrheinische Humoresken

2018-02-11
Niederrhein
Niederrheinische Humoresken

Eine Telefon-Flat-Rate zu haben, ist nicht immer von Vorteil, wie eine der Humoresken aus „Aber sonst geht es mir gut“ von Markus Orths zeigt. So muss der Ich-Erzähler Martin Kranich lange Monologe seiner Mutter über sich ergehen lassen, die von einem Thema zum nächsten springt: von Kreuzworträtseln über den Mangel an Schulen in der Nachkriegszeit bis zum plötzlichen Tod eines Nachbarn. Als sie ihre Sorgen schildert, wer sich denn bloß nach ihrem Tod um ihre Grabpflege kümmern wird und dass sie sich am liebsten senkrecht begraben lassen würde, um es selbst erledigen zu können, musste ich nicht nur lachen, sondern auch eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Mutter feststellen.

Diese Figur, so erfahren wir am Ende, ist angelehnt an die Großmutter des Autors Elisabeth Orths, deren großer Mitteilungsdrang und Plauderton ihn zu seinen „Niederrhein“-Texten inspiriert hat. Sie kommt in diesem Büchlein mehrmals vor, genauso wie der Verleger V, mit dem sich Martin während einer langen Autofahrt so gern über Musil unterhalten würde, statt ständig von den Ansagen Uschis aus dem Navigationsgerät unterbrochen zu werden. Markus Orths nimmt den Literaturbetrieb ordentlich aufs Korn und beschreibt kuriose sowie absurde Szenen aus dem Leben eines Schriftstellers.

Die bunte Mischung aus satirischen Novellen, die größtenteils schon in anderen Erzählbänden erschienen sind, bieten gute Unterhaltung, hätten für meinen Geschmack aber ruhig noch etwas bissiger sein dürfen – bis auf die Erzählung „Das große O“, die ich einfach genial fand. Wer hätte gedacht, dass eine schwierige Prüfung, zu der der Held der Geschichte zu spät und mit Wissenslücken erscheint, zu einem so überraschenden Ergebnis führt! Von dieser Sorte hätte ich mir noch mehr gewünscht.