Eine Hausfrau erobert die Comedy-Szene

Könnt Ihr Euch vorstellen, in einer Welt zu leben, in der eine Frau auf vier Rollen beschränkt ist: Ehefrau, Mutter, Geliebte oder Schreibkraft? Ein ähnliches Bild vermittelte bereits die erfolgreiche Serie „Mad Men“. Auch die Amazon-Prime-Produktion „The Marvelous Mrs. Maisel“ gibt Einblick in die typische Rollenverteilung in den 50er Jahren. Protagonistin Miriam „Midge“ Maisel will sich allerdings mit diesem Zustand nicht länger zufriedengeben.
Zunächst ist es ein äußerer Umstand, der die junge Hausfrau in Manhattan dazu zwingt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen: Ihr Mann Joel verlässt sie aus heiterem Himmel. Krass ist vor allem der Grund dafür: es ist nicht nur seine Affäre mit der Sekretärin, sondern vielmehr die Tatsache, dass er sich vor den Augen seiner Frau als Amateur-Komiker blamiert hat. Was bleibt im Leben übrig, wenn man von seinem Ehemann verlassen wird? Genau dies muss Midge für sich herausfinden. Zum Entsetzen ihres Vaters ergreift sie einen Beruf (!) als Kosmetikberaterin in einem Kaufhaus. Eigentlich träumt sie aber von einer Karriere als Stand-Up-Komikerin, in die sie mehr oder weniger hineinrutscht. Die Barkeeperin Susie hat ihr Talent längst erkannt und unterstützt sie dabei, in der Männerdomäne Fuß zu fassen.
Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass die Serie ins Klamaukhafte abrutscht, doch mitnichten: Hinter dem vordergründigen Witz blitzt immer wieder treff- und pointensicher die Kritik gegen eine durch und durch patriarchalische Gesellschaft auf. Der verbale Schlagabtausch zwischen den Figuren erinnert ein wenig an die „Gilmore Girls“, die ebenfalls aus der Feder des Produzenten-Duos Sherman-Palladino stammt. Die Serie ist ein sehr gelungenes Sittenportrait, das mit seinem dekorativen Retro-Design in quietschbunten Farben auch optisch überzeugt.