Kommissarin unter Verdacht

Mittlerweile ist es ja völlig normal, dass Kommissare in Krimi-Serien nicht ganz normal sind. Entweder werden sie von einem Kindheitstrauma verfolgt, sind Choleriker, ignorieren Vorschriften oder haben ein Alkoholproblem. Marcella, Protagonistin in der gleichnamigen britischen Netflix-Serie kann gleich mit zwei Eigenheiten aufwarten: Sie leidet unter Gedächtnisaussetzern und hat plötzliche Gewaltausbrüche – nicht gerade förderlich für ihre Arbeit. Ihr aktueller Fall, die Jagd auf einen Serienmörder, ist so schon kompliziert genug.
Noch heikler wird es, als Marcella erfährt, dass ihr Ehemann jahrelang eine Affäre mit einer Kollegin verheimlicht hat und diese tot aufgefunden wird. Ist sie nur ein weiteres Opfer des Serienkillers oder hat Marcella selbst etwas mit ihrem Tod zu tun? Sicher ist, dass sie sie persönlich zur Rede gestellt hat, doch an mehr kann sie sich nicht erinnern.
Die Serie erfordert viel Konzentration, denn laufend werden neue Figuren eingeführt, die man immer schwerer einordnen kann. Allmählich laufen die Fäden zusammen und man begreift, wie die verschiedenen Nebenhandlungen zusammenhängen. Der Schauplatz London mit seinen schicken Büros und Glastürmen wird wirkungsvoll in Szene gesetzt. Es macht vor allem Spaß zuzusehen, wie Marcella mit ihrem untrüglichen Instinkt den Kollegen immer ein Stück voraus ist und mit ihren Vermutungen richtig liegt. Ein wenig erinnert sie mich an Kommissarin Lund, für mich bisher eine der stärksten Ermittlerinnen.