Welches Buch brauchst du?

Juliette, Heldin der Geschichte "La fille qui lisait dans le métro" („Das Mädchen, das in der Metro las“) von Christine Féret-Fleury liest nicht nur selbst leidenschaftlich gern, sie beobachtet auch mit Vorliebe andere beim Lesen. Sehr gut dafür eignet sich die tägliche Fahrt zu ihrer Arbeit in der Métro. Dabei fragt sie sich, was wohl in den Köpfen der Leser, die in eine Insektenenzyklopädie, ein Kochbuch oder einen Liebesroman vertieft sind, vorgehen mag. Leider ist in der Realität solch ein Anblick selten geworden, denn heutzutage starren die Pendler meist nur noch auf ihre Handys.
Als Juliette eines Tages zwei Stationen früher aussteigt, um ihrem Alltagstrott zu entfliehen, stößt sie auf ein Antiquariat der ganz besonderen Art. Dort sorgt der Buchnarr Soliman dafür, dass Menschen genau die Bücher erhalten, die sie brauchen und die ihr Leben positiv beeinflussen können. Juliette scheint ihm prädestiniert dafür, ebenfalls als Bücherkurier tätig zu werden.
Dass Musik und Literatur eine heilende oder gar lebensverändernde Wirkung haben, scheint derzeit ein beliebtes Thema zu sein. Die Hauptfigur Frank in „The Music Shop“ von Rachel Joyce hat die Gabe, für seine Kunden genau die passende Musik auszuwählen. Auch Juliette scheint als Bookcrossing-Agentin ihre Berufung gefunden zu haben. Etwas mehr Handlung und Spannung hätte ich mir in diesem recht kurzen Roman gewünscht. Immerhin versprüht er einen typisch französischen Charme und vermittelt eine Botschaft, die ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann: Bücher, die man genau zur rechten Zeit liest, können tatsächlich das Leben verändern.