The city that never sleeps

Der Roman "Rules of Civility" („Eine Frage der Höflichkeit“) von Amor Towles beginnt am Silvesterabend 1937 in New York – ein Setting, das eine Geschichte voller Glamour verspricht à la „The Great Gatsby“. Die Freundinnen Eve und Kate lernen in einer Jazz-Bar den attraktiven Banker Tinker Grey kennen und starten in prickelnder Stimmung mit reichlich Champagner in ein verheißungsvolles neues Jahr.
Das Dreiergespann vergnügt sich in den feinsten Clubs der Stadt, doch ein schwerer Autounfall setzt dem fröhlich-dekadenten Lebensstil ein jähes Ende. Tinker, der eigentlich Kate liebt, nimmt aus Schuldgefühlen die schwer verletzte Eve in seine exklusive Wohnung am Central Park auf. Während das Paar auf Europa-Reise geht, baut sich Kate mühsam eine Karriere auf und steigt von der Sekretärin in einem Anwaltsbüro zur Assistentin in der Redaktion eines renommierten Magazins auf.
Zwei Dinge machen den besonderen Reiz dieses Romans aus: Zum einen die atmosphärischen und detailreichen Beschreibungen der Locations, die das New York der 30er Jahre lebendig werden lassen – sei es Tinkers durchgestylte Art-Déco-Wohnung, der Arbeitsalltag der Sekretärinnen in den Großraumbüros oder die schillernden Parties der Schönen und Reichen. Zum anderen zeigt Amor Towles anhand der komplexen Beziehung zwischen Kate, Eve und Tinker, deren Wege sich immer wieder kreuzen, wie schnell man Opfer einer schicksalhaften Wendung oder auch perfekten Täuschung werden kann.