Siebzehn Begegnungen mit dem Tod

Zuerst wollte ich das autobiografische Buch „I am I am I am“ („Ich bin Ich bin Ich bin“) von Maggie O’Farrell trotz der positiven Rezensionen nicht lesen. Ich bin zwar nicht abergläubisch, hatte aber das ungute Gefühl, dass mir lauter Geschichten über Todesnähe womöglich Unglück bringen. Es könnte aber auch genau umgekehrt und eine Lehre sein, das kostbare Leben zu schätzen.
Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, hinterlässt es bei mir gemischte Gefühle. Einerseits fand ich es spannend, über eine Frau zu lesen, die einen völlig anderen Lebensstil hat als ich. Mit acht Jahren überlebte sie nur knapp eine Virusinfektion und verspürte trotz oder vielleicht gerade deswegen immer wieder den Drang, aus ihrem durchschnittlichen Teenagerdasein auszubrechen. Da sie auch vor drastischen und dramatischen Maßnahmen nicht zurückschreckte, wäre sie einmal beinahe ertrunken.
Immer auf der Suche nach neuen Impulsen und Erfahrungen unternahm sie viele Reisen, auch in nicht ganz ungefährliche Regionen wie Südamerika. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie Extremsituationen wie einen Raubüberfall erlebte. Die Autorin versteht es, jede Phase der Grenzerfahrung sehr plastisch zu schildern – von der bösen Vorahnung über die tatsächliche Todesgefahr, ihre Panik und Angst, bis hin zu den Nachwirkungen. Interessant ist auch, wie sie später in unterschiedlichen Lebensphasen auf den Vorfall zurückblickte.
Sie erzählt die Momente der Todesnähe nicht etwa chronologisch, sondern völlig ungeordnet und unterstreicht damit die Willkür und Unvorhersehbarkeit der Ereignisse. Sie ordnet sie außerdem den einzelnen Körperteilen zu, die unmittelbar der Gefahr ausgesetzt waren, und verstärkt damit die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers. Ich fand allerdings, dass sich einige Berichte sehr ähneln, wie die Extremsituationen im Ausland oder ihre Fehlgeburten. Eine Frau, die sich von so vielen schockierenden Erlebnissen nicht einschüchtern lässt und sich weiterhin mutig dem Leben stellt, kann man nur bewundern.