Das weiße Dorf

Unser erster Eindruck von Lindos war überaus positiv. Nach unserer Ankunft am Flughafen von Rhodos und etwa 45 Minuten Fahrt mit unserem Mietwagen näherten wir uns allmählich unserem Ziel Pefkos. Kurz davor kamen wir in den Genuss einer besonderen Aussicht: Unterhalb der Akropolis von Lindos, die majestätisch auf einem Hügel thront, erstreckt sich ein Meer von kleinen, weißgetünchten Häusern. Ich konnte es kaum erwarten, das Dorf einmal zu Fuß zu erkunden.
Als wir uns dann eines Abends in die engen, verwinkelten Gassen von Lindos begaben, stellte sich schnell Ernüchterung ein. Ein Souvenirshop reihte sich an den nächsten. Vor lauter Badetüchern, Taschen, Schmuck und kitschigem Nippes sah ich erst bei unserem zweiten Besuch die architektonischen Details der prunkvollen Kapitänshäuser und historischen Privathäuser. Hier und da waren einige schöne Lokale mit reich verzierten Holzdecken und einladenden Innenhöfen zu finden. Die Lust, dort zu Abend zu essen, war uns allerdings vergangen.
Ähnlich erging es uns auch ein paar Tage später in der Altstadt von Rhodos, von der ich mir etwas mehr authentisches Flair erhofft hatte. Das findet man leider in touristisch beliebten Städten immer seltener. Unser Ausflug in das weniger bekannte Dorf Archangelos war dagegen richtig erfrischend. In den Tavernen saßen ältere Einheimische beim Tratsch, unser wortkarger Kellner war anscheinend kaum auf Touristen eingestellt, servierte uns aber eine sehr schmackhafte Dorade. Auf der Rückfahrt zu unserem Apartment warfen wir wieder einen Blick auf Lindos und stellten fest, dass manche Städte von weitem viel schöner anzuschauen sind als von nahem.