Träume, Schuld und Verrat
Drei junge Menschen, die in New York ihre Träume verwirklichen wollen und deren Wege sich kreuzen – davon handelt der Roman „Three-Martini Lunch“ ("Martini für drei") von Suzanne Rindell, der in den Fünfziger Jahren spielt. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der Hauptfiguren.
Cliff ist entschlossen, Schriftsteller zu werden und stellt sich bereits die überschwänglichen Rezensionen vor, noch bevor er seinen ersten Roman geschrieben hat. Die typischen Phasen, die er immer wieder durchlebt wie Ideensuche, Schreibblockade und kurzzeitiger Flow wird jeder Autor gut nachfühlen können. Eden träumt davon, Redakteurin zu werden und lässt sich eifrig auf Verlagsparties blicken, um nützliche Kontakte zu knüpfen. Voller Dankbarkeit, eine Stelle als Sekretärin in einem Verlag ergattert zu haben, scheut sie keine Überstunden und erlebt einen herben Rückschlag. Schriftsteller Miles reist nach Kalifornien, um einer Spur zu folgen, die zum Tagebuch seines verstorbenen Vaters führt.
Von Anfang an übt der Roman eine Sogwirkung aus. Sofort taucht der Leser in das lebhafte Stadtviertel Greenwich Village und in die Kreise der aufstrebenden Künstler ein. Mit viel psychologischem Gespür zeichnet Suzanne Rindell auch die Innenwelten der Figuren, was sie antreibt, was sie bewegt, ihre emotionalen Höhen und Tiefen. Man merkt, wie stark sie durch ihre Herkunft und ihr Elternhaus geprägt sind und sich dadurch oft selbst im Weg stehen. Auch die Nebenfiguren wie die intrigante Lektorin Miss Everett, Edens Freundin Judy, die lediglich eine gute Partie machen will oder Miles' leidenschaftlicher Freund Joey werden sehr gut charakterisiert. Zudem wird deutlich, wie schwer es die Frauen hatten, sich in der von Männern dominierten Verlagswelt zu behaupten und ihrer Willkür ausgeliefert waren.
Während am Anfang die Träume und Beziehungen der Figuren im Vordergrund stehen, nimmt die Handlung immer mehr Fahrt auf und entwickelt sich zu einem regelrechten Psychothriller. Rassismus, Homophobie und Antisemitismus lassen die Konflikte eskalieren. Erwartet hatte ich eine unterhaltsame Urlaubslektüre – Stattdessen entpuppte sich der Roman über Lebensträume, Liebe und Verrat als echter Pageturner und eines meiner Lesehighlights des Jahres.