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Fatale Freundschaft

2019-10-24
New York
Fatale Freundschaft

Nachdem mich der Roman „Martini für drei“ von Suzanne Rindell so begeistert hat, musste ich unbedingt ihren Vorgängerroman „The Other Typist“ („Die Frau an der Schreibmaschine“) lesen. Auch diese Geschichte spielt in New York, jedoch nicht in den 1950er, sondern 1920er Jahren, als in den USA die Prohibition herrschte.

Ich-Erzählerin Rose Baker arbeitet als Stenotypistin im New York City Police Department, tippt gewissenhaft Augenzeugenberichte und Geständnisse und führt ein geregeltes, unspektakuläres Leben. Alles ändert sich, als eine neue Schreibkraft eingestellt wird. Odalie Lazarett ist das komplette Gegenteil von Rose: glanzvoll, aufreizend, vergnügungssüchtig und mysteriös. Rose ist so fasziniert von ihr, dass sie heimlich ihre Aktivitäten notiert. Es dauert eine Weile, bis sie sich anfreunden, doch dann werden sie unzertrennlich. Rose zieht zu Odalie, die in einem luxuriösen Hotel wohnt, und wird in das aufregende Nachtleben in Clubs und illegalen Flüsterkneipen eingeführt.

Besonders interessant fand ich, wie Rose durch die Begegnung mit Odalie ihre Identität und Moralvorstellungen immer mehr in Frage stellt. Durch ihre neue Freundin lernt sie völlig neue Frauentypen und Lebensformen kennen und gerät immer stärker in ihren Bann. Da Rose die Geschichte rückblickend erzählt, macht sie immer wieder Andeutungen, die einen fatalen Ausgang erahnen lassen. Mir gefiel die Art und Weise, wie sie den Leser ins Vertrauen zieht, ihr Verhalten reflektiert und versucht, es zu rechtfertigen. 

Die Handlung fand ich nicht ganz konsistent und auch die Spannung kommt nicht an ihr aktuelles Buch heran. Die gelungene Charakterisierung der verschiedenen Frauenfiguren und Rindells sprachliche Finesse machen den Roman trotzdem lesenswert. 

 
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