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Freiheit ist nie umsonst

2019-09-04
London
Freiheit ist nie umsonst

Deborah Levy ist sicher nicht die erste, die über eine zerbrochene Ehe schreibt, doch sie tut es auf eine ganz besondere Art. Es geht um ihre eigene Trennung, die sie mit Anfang 50 durchlebt hat und im zweiten Teil ihrer Memoiren "The Cost of Living" ("Was das Leben kostet") beschreibt. 

Ihre Trauer ist allgegenwärtig. Während sie darüber nachdenkt, warum ihre Ehe gescheitert ist, schweifen ihre Gedanken zu allgemeinen Themen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Ein Bild, das sie mehrmals heraufbeschwört, ist das Zuhause, in das sie all die Jahre viel Arbeit und Energie hineingesteckt hat, damit sich die Familie darin wohlfühlt. Umso schmerzvoller ist es für sie, ein einst funktionierende Zuhause aufzulösen – so als würde sie eine Küchenuhr aufbrechen, die Zeuge so vieler Familiengeschichten war. 

Ihre Schilderungen sind sehr pointiert und voller Metaphern. Das neue E-Bike, mit dem sie durch London düst, dient dazu, ihre Wut zu kanalisieren. Der Druck, für ihre beiden Töchter ein neues Leben aufbauen zu müssen, setzt ungeahnte Kräfte in ihr frei. Ihre Energie und ihre Erkenntnis, dass sich alles, was passiert, allmählich richtig anfühlt, übertragt sich auch auf den Leser. Nebenbei erzählt sie von seltsamen Männern, die ihre Frau nie namentlich nennen oder sich mit ihnen unterhalten, ohne ihnen in die Augen zu sehen. Allerdings tut Deborah Levy das völlig wertfrei und überlässt den Lesern, sich eine eigene Meinung zu bilden. Die äußerst sympathische und talentierte Schriftstellerin ist für mich eine tolle Neuentdeckung.

 
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