Es geschah in einer kalten Winternacht

Die Lycée internationale Saint-Exupéry in Antibes, Schauplatz des Romans "La jeune fille et la nuit" ("Die junge Frau und die Nacht") feiert ihr fünfzigjähriges Jubiläum und lädt ehemalige Schüler und Lehrer zu einem großen Fest ein. Ein Grund zum Feiern und zur Freude könnte man meinen, doch nicht für die ehemaligen Schüler Thomas, Maxime und Fanny. Der geplante Abriss der alten Sporthalle würde ein düsteres Geheminis ans Licht bringen, das die drei Freunde seit 25 Jahren mit sich tragen. Und das alles 'nur', weil der Ich-Erzähler und Schriftsteller Thomas sich damals in eine unerwiderte Liebe zu der Mitschülerin Vinca hineingesteigert hatte, die seit der Zeit als vermisst gilt.
Guillaume Musso schildert abwechselnd die Geschehnisse im Jahr 1992 und 2017 und enthüllt auf beiden Zeitachsen Stück für Stück neue Details, die für überraschende Wendungen sorgen. Seine psychologischen Analysen lesen sich wahnsinnig spannend, zum Beispiel als Thomas sich vom unscheinbaren Schüler zum entschlossenen Kämpfer verwandelt. Was die Bandbreite der Emotionen betrifft, schöpft Musso aus dem Vollen: von Leidenschaft und Eifersucht über Besessenheit und Wut bis hin zu Schuldgefühlen und Todesängsten.
Immer mehr festigt sich der Verdacht, dass keiner die Frau Vinca wirklich gekannt hat, auch nicht Thomas, der blind vor Liebe und beeinflusst von der übermäßigen Lektüre von Romanen einem Ideal nachjagte. Dies ist mein erstes Buch von Guillaume Musso und ganz sicher nicht mein letztes. Er schreibt nicht nur fesselnd auf hohem literarischen Niveau, sondern entfaltet auch ein detailreiches Bild der Côte d'Azur und seiner Heimatstadt Antibes.