Nobles Handwerk neu interpretiert

Eine Tapisserie-Ausstellung hätte kaum mein Interesse erweckt, wäre ich nicht über die Namen Picasso, Matisse und Miró im Titel gestolpert. Was hatte die Webkunst mit den Künstlern der Moderne zu tun? Genau diesem Thema widmet sich die aktuelle Schau "Die Fäden der Moderne“ in der Münchner Hypo-Kunsthalle und zeigt großformatige Wandbehänge, die in der Pariser Manufacture des Gobelins und anderen Werkstätten entstanden sind.
Der Rundgang beginnt mit Tapisserien aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Ich war total fasziniert von dem Panorama "Die Pyrenäen" des Künstlers Edmond Yarz. Es hatte solch eine Tiefe und Sogwirkung, dass ich glaubte, mitten in der Berglandschaft zu stehen. In den folgenden Räumen kann man Stück für Stück verfolgen, wie moderne Künstler wie Jean Lurçat die jahrhundertealte Webtechnik durch eigene Interpretationen und Ideen in eine neue Richtung lenkten.
Zu den Highlights zählten für mich die Werke, die nach Entwürfen von Picasso, Matisse und Le Corbusier entstanden sind. Wann hat man schon die Gelegenheit eine Tapisserie wie „Frauen bei ihrer Toilette“ von Picasso zu sehen, die sonst in der französischen Botschaft in Madrid hängt? Noch heute stattet die französische Manufacture des Gobelins staatliche Institutionen mit Tapisserien und Möbeln nach Entwürfen zeitgenössischer KünstlerInnen aus. Die Ausstellung, die noch bis 8. März läuft, solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen.