Auf dem Friedhof der vergessenen Bücher

Einen Roman, in dem eine aufregende Stadt wie Barcelona und ein Friedhof der vergessenen Bücher die Hauptrolle spielen, konnte ich schwerlich außer Acht lassen. So ließ ich mich vor etwa zehn Jahren das erste Mal von dem Bestseller-Autor Carlos Ruiz Zafón in die katalanische Hauptstadt, die er stimmungsvoll heraufbeschwört, entführen. Den Anfang machte "Der Schatten des Windes", gefolgt von "Das Spiel des Engels" und "Der Gefangene des Himmels".
In allen drei Romanen werden spannende Handlungsstränge in die teils düstere, teils surreale Atmosphäre Barcelonas eingebettet. Durch seine meisterhafte Erzählkunst und bildgewaltige Sprache versteht Zafón es, nicht nur den Figuren, sondern auch den beschriebenen Plätzen, Gassen und Palästen Leben einzuhauchen. Auf den Streifzügen der Protagonisten durch die Stadt meint man, das Stimmengewirr auf den Ramblas oder die Gerüche im Raval Viertel wahrzunehmen.
Dass seine Heimatstadt den Autor geprägt und zum Schreiben animiert hat, spürt man deutlich. Besonders die Architektur Gaudís soll ihn schon in seiner Kindheit zu Schauergeschichten und konstruierten Romanhandlungen animiert haben. Wahrlich schaurig war das Buch "Marina", das ich vor kurzem gelesen habe. Zafón hat die Liebesgeschichte zwischen dem Internatsschüler Oscar und dem geheimnisvollen Mädchen Marina vor den drei Barcelona-Romanen verfasst. Faszinierend, wie Zafón gruselige, fantastische und humorvolle Elemente verwebt und nach und nach das Geheimnis der Hauptfiguren lüftet.
Ich stelle es mir spannend vor, die Stadt einmal mit dem Reiseführer "Mit Carlos Ruiz Zafón durch Barcelona" zu erkunden und die geheimnisvollen Schauplätze mit Zafóns Augen zu betrachten.