Gedanken über die japanische Teekultur

Wenn ich online nach einem bestimmten Buch suche, werde ich schnell abgelenkt. Ich springe von einem Buchtipp zum nächsten und lande schließlich bei einem Titel, der nicht das Entfernteste mit der ursprünglichen Suche zu tun hat wie kürzlich „Das Buch vom Tee" von Kakuzo Okakura. Natürlich musste ich das E-Book sofort haben und las es in einem Rutsch durch.
Obwohl ich ständig Tee trinke, musste ich doch während der Lektüre feststellen, dass ich herzlich wenig über das Getränk weiß, zum Beispiel dass es früher drei Arten von Tee gab: den gekochten Teekuchen, den geschlagenen Pulvertee und den gebrühten Blättertee.
Der Autor bringt uns die Ursprünge und Philosophie des Tees und der Teezeremonie näher sowie die typischen Merkmale eines Teehauses. Interessant fand ich den Vergleich mit westlichen Interieurs, in denen es üblich ist, an mit Blumen geschmückten, reich dekorierten Tischen üppig zu speisen, während sich Motive von Blumen und Essen in Gemälden wiederfinden. Solch eine Wiederholung würde man in Teehäusern tunlichst meiden.
Zwischendurch schweift Okakura vom Tee ab, beschreibt die Entwicklung vom Taoismus zur Zen-Lehre und geht auf Künste ein, die die japanische Kultur ausmachen, wie den Ikebana. Interessanterweise schrieb er das Buch mit dem Originaltitel "The Book of Tea", das 1906 in New York und London erschien, nicht auf Japanisch, sondern auf Englisch, vermutlich weil er der westlichen Welt die japanische Kultur vermitteln wollte. Die Lektüre sollte man auf jeden Fall bei einer guten Tasse Tee genießen.