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Hommage an ein Musikgenie

2020-08-19
Leipzig
Hommage an ein Musikgenie

Wie viele Künstler gab es wohl, die zurückgezogen lebten, Seelenqualen und unter Geldnot litten und erst nach ihrem Tod, wenn überhaupt, berühmt wurden. Felix Mendelssohn Bartholdy zählte sicherlich nicht dazu. Dank seinem Vater, der ihm und seinen drei Geschwistern ein harmonisches Familienleben, eine bürgerliche Existenz und das bestmögliche Studium ermöglichte, konnte sich das Musikgenie von kleinauf seiner Leidenschaft und stetigen Karriere widmen. 

Nach der Lektüre von „Good Morning, Mister Mendelssohn“ gingen mir noch lange Zeit die schillernden Bilder der Schauplätze durch den Kopf. Was für ein Leben! Und was für eine spannende Reise, auf die uns Rosemarie Marschner in dieser Künstlerbiografie mitnimmt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Seine Grand Tour, die junge Männer damals zu unternehmen pflegten, führt Mendelssohn nach London, eine Stadt, die er lieben lernt und die ihn ihrerseits vergöttert, dann nach Schottland, München, Venedig, Bologna und Florenz. Auch nach seiner Rückkehr ist der begehrte Komponist ständig unterwegs, pendelt zwischen seinen zwei Wohnorten Leipzig und Berlin, denn alle reißen sich um ihn, besonders die Könige von Sachsen und Preußen.

Allein seine außerordentliche musikalische Karriere ist seitenfüllend, doch was das Buch so lesenswert macht, ist der Einblick in Mendelssohns Charakter und Gefühlswelten. Ständig schwankt er zwischen seinem unermüdlichen Fleiß und dem Drang zur Perfektion einerseits und seiner Erschöpfung und dem Bedürfnis, Zeit mit seiner geliebten Frau und den vier Kindern zu verbringen, andererseits.

Marschner hat einen mitreißenden Stil und gibt dem Leser das Gefühl, jedes Ereignis an der Seite des Helden zu erleben, sei es die Uraufführung des Oratoriums 'Paulus', ein rauschendes Fest in der Singakademie oder eine kurze Auszeit mit seiner Familie. Mit sehr viel Feingefühl und Empathie schildert die Autorin nicht nur seine Entwicklung vom jungen Pianisten, der seine unbeschwerte Jugend genießt, zum begehrtesten Komponisten aller Zeiten, sondern auch das Verhältnis zu seiner Schwester und Seelenverwandten Fanny, die trotz ihres ebenbürtigen Talents stets in Felix' Schatten stand.

Dieses Buch hat mich genauso begeistert wie "Das Bücherzimmer" oder "Das Jagdhaus". Zum Glück gibt es noch ein Buch der Autorin, das ich noch nicht kenne und ich mir als nächstes vornehmen werde: "Das Mädchen am Klavier", eine Roman-Biografie über Clara Schumann.

 
Biografie, Zeitreise